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Die großartigste Gliederung zeigt indessen der S. Asiens. Hier
wiederholt sich im großen das reichgestaltige Mittelmeergestade Europas.
Der Indische Ozean dringt mit dem Bengalischen, Arabischen
und Persischen Meerbusen (Straße v. Ormus) tief in den Erdteil
ein und streckt mit dem Roten Meer (Straße v. Bab el-Maudeb-^
Tränentor) dem Europäischen Mittelmeer einen Meeresarm weit ent-
gegen. Wie dies bei Südeuropa der Fall ist, so steigert sich auch bei
den asiatischen drei Halbinseln ostwärts die Gliederung. Wie die
Pyrenäische Halbinsel zeigt auch die Arabische einen massig gerundeten
Aufbau uud Armut an Inseln und Halbinseln; mehr Zugänglichkeit
weisen bereits die beiden mittleren Halbinseln auf, deueu im Süden je
eine bedeutende Insel vorgelagert ist, hier Sicilien, dort Ceylon. Die
reichhaltigste Gliederung findet sich indes bei den östlichen Halbinseln.
Malaka entspricht dem Peloponnes, der Indische Archipel dem Griechischen.
Da die Hinterindische Juselflur allmählich von Asien nach Australien
überleitet, wiederholt sich hier in großartiger Weise die Jnselbrücke,
welche Abend- und Morgenland miteinander verbindet.
2. Bodengestaltung. Asien ist vorzugsweise der Erdteil aus-
gedehnter Hochländer. Sie nehmen 2/3 seiner ganzen Bodenfläche
ein und erstrecken sich als zusammenhängender Gürtel in einer Länge
von 8 300 km vom Ägäischen Meer bis zum Pazifischen Ozean. Die
Gebirge, welche die Hochländer entweder begrenzen oder durchlagern,
streichen vorwiegend in west-östlicher Richtung. Das größte derselben,
zugleich das gewaltigste Parallelgebirge der Erde, ist der Himalaja
(Wohnung des Schnees).
Unter 700 ö. L. v. G. erleidet die gewaltige Hochlandsmasse eine
Einschnürung, durch welche die nördlichen Ebenen Asiens dem Indischen
Tieflande bis auf 500 km genähert werden. Infolge dieser Ein-
schnürung entsteht das größere östliche Hochland von Hinterasien,
welches Jnnerasien und Ostasieu durchlagert, und das kleinere westliche
Hochland von Vorderasien. Beide sind durch das Pamir-
Hochland („Dach der Welt") und den Gebirgszug des Hiudukusch
miteinander verbunden. — Während sich aus dem Hiuterasiatischeu
Hochlande die Gebirgssysteme Hinterindiens entwickeln und
der Kaukasus in lockerer Verbindung mit dem Armenischen Hoch-
lande steht, liegen der Ural und das Hochland von Dekhan (Süd-
land) gänzlich getrennt von dem Hochlandsgürtel. Kleinere Gebirgs-
systeme finden sich auf den sö. und ö. Halbinseln und Inseln,
Die Tieflandschaften nehmen gegenüber den Hochländern
einen verhältnismäßig geringen Raum ein, aber immerhin eine Fläche,
welche fast doppelt so groß ist als Europa. Davon gehören allein
15 Miß. qkm dem großen Sibirisch-Turauischeu Tief lande
an. Die übrigen Tieslandsgebiete umfassen zusammen nur 3,4 Mill. qkm.
Die größten derselben sind im O. des Chinesische Tiefland, s.
vom Himalaja das Indische und in Westasien das Tiefland von
Mesopotamien.
3. Bewässerung. Die regenreichen Randgebirge des zentralen
Hochlandgebietes bilden das wichtigste Quellgebiet der ostasiatischen