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und Kleider wohl gänzlich verdorben. Ein Glück ist es, daß solche
Überschwemmungen jetzt nur noch sehr selten stattfinden können.
Auf dem Schaarmarkt steht eine Volksbadeanstalt für
Wannenbäder und Schwimmbäder. Sie ist eine wahre Wohl-
that für diese Gegend. In großen, teuren Wohnungen pflegt
man jetzt überall ein Badezimmer einzurichten. Wohlhabende
Leute bedürfen daher der öffentlichen Badeanstalten nicht. Die
Umgegend des Schaarmarktes aber hat kleinere Wohnungen, welche
von ärmeren Leuten gemietet werden. Eine Etage mit einem
Badezimmer gehört dort noch zu den Seltenheiten. Ein billiges
Bad in der öffentlichen Anstalt muß daher jedem Anwohner des
Schaarmarktes eine sehr erwünschte Erquickung sein.
28.
Die Wasserleitung und die Sielleitung.
Alltäglich werden in Hamburg ungeheure Mengen von
Wasser als Trinkwasser, Kochwasser, Wasch-, Scheuer-, Bade-
Wasser u. s. w. verbraucht. Mit Wasser pflegen wir nicht zu
sparen; denn es kostet uns, wie es scheint, weder Geld noch
Mühe. Wir brauchen nur den Brunnen in der Küche auf-
zudrehen und Glas, Becher oder Eimer darunter zu halten; das
Wasser läuft von selbst hinein, und es hört wieder auf zu laufen,
sobald wir den Brunnen zudrehen. Das ist sehr bequem und
angenehm. Wir haben es darin viel besser als die Bewohner
von kleinen Städten und Dörfern, die das Wasser mühsam aus
der Erde heraufpumpen und in Eimern zur Küche tragen müssen.
Ebenso werden wir das gebrauchte, unreine Wasser auf die
leichteste Art los. Gießen wir es in den Handstein, so läuft
es von selbst weg, ohne daß wir noch irgend welche Mühe da-
mit hätten. Jedes Hamburger Kind weiß, daß das Wasser des
Brunnens in der Küche aus der Wasserleitung kommt, und daß
das schmutzige Wasser aus dem Handstein in das Siel abfließt;
wie aber Wasserleitung und Siel eingerichtet sind, das wissen
viele Kinder nicht.
In Rothenburgsort steht ein großer Turm, welcher dreimal