Vorderasien. 45
— Der Hauptort der Nordküste ist Trapezunt, das Eingangstor für den euro-
päischen Handel mit Armenien und Persien; gegenüber der Südküste liegt das
von den Engländern besetzte kupferreiche Cypern. Es beherrscht den Eingang zur
Tiefebene von Mesopotamien. .
Verkehr. Seit neuester Zeit wird Kleinasien mehr und mehr durch Eisen-
bahnen erschlossen. So sührt — geschaffen durch deutschen Unternehmungs-
geist — ein Schienenstrang bereits von Skutari (ü) am Bosporus über Könia
hinaus bis Aleppo; die Linie wird über Bagdad bis zum Persischen Golf fort-
geführt (Bagdadbahn).
Die Halbinsel Kleinasien ist im Besitze der Türken.
Armenien.
Armenien ist ein rauhes Hochland, aus dessen Mitte der den Montblanc über-
ragende, jetzt erloschene Vulkan Ararat (5200 in) aufsteigt. Durch feinen Reich-
tum an Niederschlägen gibt es dem Euphrat und Tigris den Ursprung und
wird hierdurch zum Bewässerungsmittelpunkt Vorderasiens. Auf den step-
penartigen Hochflächen liegen große Salzfeen. Mit Rücksicht auf seine Ge-
birgsnatur, seinen Fluß- und Seenreichtum kann Armenien wohl „die
Vorderasiatische Schweiz" genannt werden.
Die Armut des Bodens veranlaßt die Armenier, die zur mittelländischen Rasse
gehören, vielfach zur Auswanderung, meist nach Vorderasien, wo sie Geld- und
Handelsgeschäfte treiben oder als Dragomans^) auftreten. Wirtschaftlich ist
Armenien ohne Belang.
Politische Zersplitterung. Zu dauernder staatlicher Einigung ist das Land nie
gelangt. Gegenwärtig ist der Norden russisch, der Süden türkisch, das Land um den
Urmia-See persisch. Die bedeutendste Siedlung ist Erserum in Türkisch-Armenien.
kaukasien.
Kaukasien umfaßt den Kaukasus mit seinen Abdachungen gegen N und S.
Dieser bildet eine natürliche Grenze zwischen Europa und Asien. Das
Gebirge gipfelt im Elbrus mit mehr als Montblanc-Höhe (5700 m). Den einzigen
bequemen Übergang bildet die kühn gebaute Straße von Wladikawkas^) nach
Tiflis^), der Hauptstadt Kaukasiens. Das nördliche Vorland ist durchweg Steppe
wie Südrußland; das südliche Vorland dagegen zeigt italienische Milde nnd Lieb-
lichkeit. Wein, Obst und Seide sind seine Haupterzeugnisse. Eine große Rolle in
wirtschaftlicher Beziehung spielt Kaukasien durch seinen Reichtum an Erdölen, bc-
sonders um Baku am Kaspischen Meer. In mehr als 3000 Bohrtürmen wird dort
das schmutzigbraune Rohöl (die Naphtha) an die Erdoberfläche befördert. Es dient
den Dampfern auf dem Kaspischen See und im Schwarzen Meer (bis dahin führt
eine Rohrleitung!) als Heizmittel. In gereinigtem Zustande kommt es als „russisches
Petroleum" auch zu uns.
x) d. h. Dolmetscher.
2) d. h. Beherrscher des Kaukasus. 3) d. h. Stadt der warmen Quellen, vgl. Teplitz!
Fischer-Geistbeck-Wagner, Erdk. f. d. höh. Lehranstalten in Sachsen. III. T. 4