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und Knotenpunkt des Verkehrs im Binnenlande. — Udschidschi
am Tanganikasee, bedeutender Marktort arabischen Charakters.
Deutsch-Ostafrika gilt als die wertvollste deutsche Kolonie mit einer aus-
sichtsreichen Zukunft. Der Handel hat einen lebhaften Aufschwung genommen.
1899 betrug die Gesamteinfuhr 10,8 Mill. M., die Ausfuhr 3,9 Mill. M.;
beide waren 1898 sogar noch höher.
Der Handelsverkehr mit dem deutschen Mutterlande steigert sich
auch immer mehr. 1899 betrug die deutsche Ausfuhr nach Deutsch-Ost-
afrika nahezu 100000 M. (bes. Baumwollenwaren, Spirituosen, Eisenwaren).
Die Einfuhr von dort erreichte 28000 M. (bes. Kautschuk und Elfenbein).
2. Togoland.
(87 200 qkm, 2'/4 Mill. E.)
1. Das Land. Togoland, die kleinste der deutschen Be-
sitznngen in Afrika, zieht sich in der Mitte der Sklavenküste als
schmales Gebiet tief ins Landinnere hinein. Es grenzt im O. an
Französisch-Dahome, im W. an die englische Goldküstenkolonie; im N.
ist leider die deutsche Grenze durch Frankreich an dem Herantreten an
den Nigir gehindert worden.
Die Küste ist einförmig, sandig und zeigt heftige Brandung, so-
daß die Schiffe auf offener Reede ankern müssen. Hinter der Nehrung
ein fischreicher Lagunenzug, darunter das Haff von Togo. Das
Landinnere ist zunächst eine Ebene aus tonigem ßateritboben,*)
die in Wellenformen allmählich nordwärts ansteigt und von mehreren
Küstenslüssen durcheilt wird, unter denen der Haho auch in der Trocken-
zeit Wasser hält. Weiter im Innern zieht ein Gebirge aus Grauit,
Sandstein und Gneis (Agome-Gebirge) mit Gipfeln bis über 1000 m
Höhe von dem Hinterlande der Sklavenküste über den Volta ins Land
und durchstreicht die Mitte desselben in nö. Richtung. Nordwärts davon
dehnt sich eine weite Hochebene aus. Hier liegt die Station
Bismarckburg in 710 m Höhe. Genauere Durchforschungen des
Landinnern stehen noch aus.
Die herrschende Vegetationsform ist die Savanne, die als
Gras- und Buschsavanne austritt. Aus derselben tauchen Gruppen
von Olpalmen, Affenbrotbäumen und am Gebirgsfuß und an den
Flüssen tropische Waldungen empor, sodaß die Landschaft ein park-
ähnliches Aussehen erhält. Die Negerdörfer sind mit Gärten nnd
Frnchtfeldern umgeben; namentlich ist die Küstenebene dicht bevölkert.
2. Die Bewohner, Sndanneger, gehören zum Volksstamme
der Ewe. Sie sind mittelgroß, körperlich wohlgebildet und von
schwarzbrauner Hautfarbe. Ihre Wohnungen sind viereckige, im
Innern runde Lehmbauten mit Giebel- oder Kegeldach. Balken und
Svarrenwerk bestehen aus Palmholz uud das Dach aus Schilfgras.
Volkreiche Dörfer sind häufig. — Bezüglich der Religion, der gesellschaft¬
*) Latent ist ein Zersetzungsprodukt aus kristallinischem Gestein, stark
eisenhaltig und so porös, daß ein großer Teil des Regenwassers unterirdisch
abfließt. ^ Mit Ton gemischt ist der Boden recht fruchtbar. Er kommt nur in
tropischen Ländern vor.