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Das Kamerungebiet weist starke geographische Gegensätze auf:
flaches, niederes Küstenland, innen steilrandig aussteigendes
Hochland und den vulkanischen Gebirgsstock des Kamerun-
gebirges. Aus dem vielfach noch unbekannten Landinnern strömt
der Kamerunfluß (Wuri) in sw. Richtung zum Meere, ein großes
Delta bildend, welchem von N. her der Mungo, von O. der
Dibamba zuströmen. Der größte Mündungsarm des Kamerunflusses
gleicht einem Meeresarm, und da er möglichst frei von Flußbarren-
bilduug ist, bildet er die wichtigste natürliche Handelsstraße nach dem
Innern des Landes.
Die Küste ist im S. ein niedriger Sumpf- oder Tieflandstreifen, weiter
n. ein großes Deltagebiet, welches meerbusenartig tief ins Land hinein dringt.
Sandbänke und Schlamminseln sind dem Ufer vorgelagert, Zahlreiche Weich-
und Krustentiere bedecken den schlammigen Wcissergrund; Reiher lauern hier auf
Beute; Flamingos und Pelikane trocknen ihr Gefieder auf den Sandbänken,
und schneeweiße Seeadler schweben über den Fluten. Ausgedehnte Mangrove-
wälder mit ihren zahllosen Säulenstämmen und Luftwurzeln umsäumen die
sumpfigen Ufergebiete, hin und wieder von einer Palmgruppe überragt. — Auf
dem fruchtbaren D eltabo d en entwickelt sich infolge des feuchtwarmen Klimas
eine strotzende Pflanzenwelt. Mächtige tropische Wälder, in denen die ver¬
schiedenartigsten Palmen, Kopal-, Bombax- und Guttaperchabäume vertreten
sind, ziehen sich nach dem innern Hochlande hinauf. In denselben treiben
Affen, Eichhörnchen, Papageien, Nashornvögel und Singvögel ihr Wesen;
Leoparden lauern auf Beute, Wildschweine, Büffel und Krokodile hausen in
dem Dschungelndickicht, welches von Elefantenfährten durchkreuzt wird. An
giftigem Gewürm kommen Puffottern, Brillenschlangen und allerlei lästige
Insekten vor. Die Dörfer der Eingeborenen find von Bananenpflanzungen,
Uams- und Kalabarbohnenfeldern und andern Fruchtanpflanzungen umgeben. —
Das Landinnere, erst neuerdings etwas durchforscht, stellt sich als ein mit
Hügeln durchsetztes, waldreiches Hochland dar, welches von zahlreichen, tiefaus-
gewaschenen Flußbetten durchwühlt ist. Ein Vorsprung des Südafrikanischen
Hochlandes scheint hier unmittelbar an die Plateauzone des Sudans zu stoßen.
Das Hinterland ist weniger dicht bevölkert als das Küstengebiet. — Unweit
der Nordwestküste erhebt sich der erloschene Vulkanstock des Kamerungebirges,
welches im Mongo ma Loba, dem Götterberge der Kameruner, eine Höhe von
4000 m erreicht und die höchste Erhebung Westafrikas ist. Bis 1000 na hoch
reichen die Ölpalmenwälder; dann folgt die Region der Riesenfarnkräuter und
Laubhölzer; weiter aufwärts trifft man Gras-, Heide- und Moosstrecken und
zuletzt Lavawildnis und sturmumbrauste, nackte Felsen, welche häusig im Ge-
wände einer leichten Schneedecke erscheinen.
2. Die Bewohner des Küstengebietes und des s. Binnenlandes
sind Bantuneger, die des n. Binnenlandes Sudanneger und
Fulbe. Unter den Bantnnegern ist der Stamm der Dnalla der
zahlreichste und mächtigste.
Die Dualla stehen unter Häuptlingen und Handelskönigen, bewohnen bei
ihren Pflanzungen Dörfer aus viereckigen Hütten, die häufig (aus Gesundheits¬
rücksichten) auf einem mehrere Fuß hohen Lehmsockel errichtet und mit einem
doppeltgeschrägten Dach aus Palmblättern gedeckt sind, treiben sehr lohnenden
Binnenhandel und lassen durch Sklaven und Frauen ihre Acker bestellen. Die
Handelsgebiete zwischen den einzelnen Stämmen sind streng abgegrenzt, und
namentlich wachen die Küstenbewohner mit Eifer darüber, daß ihnen das
Monopol des Zwischenhandels mit den Bewohnern des Hinterlandes nicht ver-
loren gehe. Eine eigentümliche Fernsprech-Einrichtung der Dualla ist eine bis
zur feinsten Ausbildung vervollkommnete Trommelsprache.
Die Sudanneger und Fulbe des n. Binnenlandes sind erst
in jüngster Zeit in das Gebiet ihrer jetzigen Wohnsitze eingedrungen.