Contents: Geschichte des deutschen Volkes

Belle-Alliance. § 690-692. 393 
können. Seme Vorposten standen in Qnatrebras, wo sich die Straße, die von 
Charleroi auf Brüssel stößt, mit der von Nivelles nach Namnr gehenden 
schneidet. Blücher hatte bereits südlich von diesem Punkt Charleroi besetzt; 
seine Patrouillen schweiften bis Sollre sur Sambre; doch war Bülow's Corps 
noch zurück, in der Gegend von Lüttich und Namur. Schon am 14. Juni 
erkannten die preußischen Patrouillen aus dem Scheine der Bivouakfeuer 
das nahe Lager einer bedeutenden Armee, und Blücher benachrichtigte 
Wellington, der jedoch auch jetzt noch die Nähe des Feindes bezweifelte. Am 
15. begann mit aller Energie der französische Angriff und drängte die Preußen 
die Sambre hinab bis Charleroi, das gleichfalls nach blutigem Kampf genom- 
men ward. Nun theilte Napoleon sein Heer. Mit der größeren Abtheilung 
etwa 60—70,000 Mann rückte er selbst rechts gegen Blücher, den er am 
Mittag des 16. Juni bei den Dörfern St. Amand und Ligny zur Schlacht 
aufgestellt fand. Die preußische Macht war, da Bülow noch entfernt stand, 
Napoleon nur um ein Weniges überlegen. Die anderen französischen Corps 
unter Jerome, Ney und Erlon folgten der direkten Straße von Charleroi auf 
Brüssel und trafen zu derselben Zeit bei Qnatrebras auf Wellingtons Trup- 
Pen. Hier hielten sich englische, schottische und hannöversche Regimenter, die 
von Wellington in aller Eile nacheinander auf den Kampfplatz geworfen wur- 
den, mit Kaltblütigkeit und Heldenmuth. Auck Friedrich Wilhelm von 
Braunschweig eilte hier mit seinen Schwarzen in's Gefecht und fiel, indem 
er eine plötzlich entstandene Verwirrung in seinen jungen Truppen wieder her- 
stellen wollte, von einem Schuß durchbohrt, auf dem Felde der Ehre. Qnatre¬ 
bras ward behauptet, ja der Kampf hier hatte den Preußen bei Ligny wesent- 
lich Erleichterung geschafft. 
§ 691. Hier wüthete seit Mittag die Schlacht zwischen den Preußen 
und Franzosen iu äußerster Heftigkeit. Es handelte sich um den Besitz dieser 
Dörfer, und Bataillon auf Bataillon stürmte an. Zuletzt täuschte Napoleon 
durch einen Scheinangriff auf St. Amand selbst Gneisenan's Scharfblick. Preu- 
ßischer Seits ließ man nun auch die Reserven in's Feuer rücken. Diesen 
Moment — es war schon spät am Abend — benutzte Napoleon, um bei Ligny 
das Centrum Blüchers zu durchbrechen. Die Schlacht, in welcher der greise 
Feldherr selbst in Lebensgefahr gewesen und nur wie durch ein Wunder der 
Gefangenschaft entronnen war, ging für die Preußen verloren, wenngleich mit 
Ehren. 
§ 692. Napoleon aber glaubte den Sieg vollständiger, als er war. Erst 
am folgenden Morgen ließ er dem Feinde auf der Straße nach Namur, wohin 
er ihn abgezogen wähnte, und zwar nur lässig nachsetzen, und entsandte dann 
den General Grouchy mit 30,000 Mann, ihn aufzusuchen und die Verfolgung 
zu übernehmen. Er selbst wandte sich wieder mit seinem Heere auf Quatrebras 
und die Brüsseler Hauptstraße, auf welcher Wellington in Folge des Rückzuges 
der Preußen gleichfalls eine rückgängige Bewegung gemacht hatte. So verging 
der 17., und erst am Abend desselben nahmen die beiden Heere vor dem Walde 
von Soignies, nahe dem Pachthofe Belle-Alliance die Stellung zu einer 
Hauptschlacht. Wellingtons Truppen, etwa 67,000 Mann, waren an Zahl 
ein wenig geringer als die Truppen Napoleons, der an 72,000 zählte und 
besonders an Reiterei und Artillerie weit überlegen war. Wellington aber 
hoffte auf Blüchers Eintreffen, der sein Wort gegeben hatte, mit dem frischen 
Corps von Bülow und auch den drei anderen zur Schlacht sich einzustellen. 
Blücher nämlich hatte das in der Kriegsgeschichte Unerhörte gewagt: mit einer 
geschlagenen Armee wollte er am dritten Tage schon von Neuem in der Schlacht
	        
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