Full text: [Bd. 2, Ausg. B] (Bd. 2, Ausg. B)

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fällt Holz, brennt Kohlen und schnitzt aus dem Holze mancherlei 
nützliche Sachen. Andere arbeiten in den Kaolingrnben, den Marmor- 
und Kalkgruben und beschäftigen sich mit der Bearbeitung des Granits 
und Serpentins. Im Norden ist Spinnerei und Weberei die wichtigste 
Hausindustrie. Der Berg- uud Hüttenbau beschränkt sich auf 
Eisen. 
Im Herzen des Fichtelgebirges liegt die kleine Stadt Wnnsiedel,*) 
deren Bewohner sich von mannigfachen Gewerben (Textilindustrie, 
Maschinenbau, Steinschleiferei, Holzsägemühlen, Glasverarbeitung u. s. w.), 
Ackerbau und Handel ernähren. — Weiter n., an der oberen Saale, 
bereits im Vorlande zum eigentlichen Fichtelgebirge liegt das ungleich 
größere verkehrsreiche und gewerbfleißige H o f, ein wichtiger Bahnknoten- 
Punkt. Beide Städte sind bayrisch. 
4. Thüringen. 
In landschaftlicher Hinsicht gliedert sich Thüringen in den Gebirgs- 
zng des Thüringerwaldes und in das hügelreiche Thüringer Flachland. 
a) Der Thüringerwald. 
1. Das Land. Vom Fichtelgebirge aus verläuft in nordwestlicher 
Richtung die Masse des Thüringerwaldes bis zum Werrakuie als 
ein mächtiger Gebirgsisthmus, fast durchweg von Wäldern bestanden. 
Sein Gesamtgebiet nimmt wohl einen Flächenraum von 4400 qkm 
ein. Der sö. breite, gipfelarme Teil des Gebirges wird Franken- 
wald genannt und bildet ein mit Nadelwald bestandenes Plateau, 
das von steilen, oft merkwürdig gewundenen Tälern mit scharfen 
Talkämmen und halbinselartigen Vorsprüngen durchschnitten wird. 
Die zahlreichen Flüßchen gehen teils zur Saale, teils zum Main. 
Der eigentliche Thüringerwald nimmt den größern nord- 
westlichen Teil des ganzen Gebirgszuges ein. In seinem sö. Drittel 
zeigt er auch die Neigung zur Bildung breiter Rücken. Seiner Haupt- 
masse nach entwickelt er sich indes immer mehr als echtes Kammgebirge. 
Anfangs etwa 30 km breit, verjüngt sich sein Qnerdnrchschnitt all- 
gemach bis auf die Hälfte dieser Ausdehnung. Aus der deutlichen 
(durchschnittlich 750 in hohen) Kammlinie mit eingesenkten Pässen und 
angegliederten Seitenkämmen treten zahlreiche Gipfel hervor, darunter 
als höchste der Beerberg (985 m), der Schneekopf (980 m) 
mit Aussichtsturm und der Jnselsberg (915 m). 
Die Werra ist nach Größe und Nameu der Oberlauf der Weser.**) 
Sie entspringt aus der Südwestseite des Thüringerwaldes und fließt in 
nw. Richtung in der tiefsten Einsenkuug zwischen Thüringerwald und 
Rhön. Das von der „Werrabahn" durchzogene Tal ist überaus au- 
mutig, insonderheit bei Meiningen. Durch zahlreiche Waldflüsse ver- 
stärkt, beschreibt die Werra von Eisenach einen Bogen um das Nord- 
*) Geburtsort von Jean Paul (Friedrich Richter). 
**) Die zwiefache Bezeichnung Wisera und Wirraha (= Weststrom) war 
im Mittelalter gebräuchlich und zwar für den ganzen Fluß.
	        
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