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Bender, am untern Dnjepr, der von hier ab schiffbar ist. — Akkerman,
Hafenstadt am Liman des Dnjstr.
In Südrußland: Odessa (405 Tsd. E.), zweite Seehandels-
-stadt des gesamten russischen Reichs und Mittelpunkt des südrussischen
Seehandels, in erster Linie Stapelplatz für Getreideausfuhr. — Niko -
lajew, Festung und Kriegshafen, hat bedeutenden Schiffsbau. —
Chersson, Handelsstadt am untern Dnjepr, unweit seiner Mündung,
geht in ihrer Bedeutung infolge Hafenversandung zurück. — Tag an-
rog, am Asowschen Meer, verliert seinen Getreidehandel immer mehr
an das benachbarte Rvstow (120 Tsd. E. > am untern Don. —
Jekaterinoslaw, am untern Dnjepr-Knie, — Simferopol, Hauptplatz
der Krim für den Binnenhandel. — Sewastopol, starke Festung, nach der
Zerstörung im Krimkriege 1854 wieber hergestellt, vortrefflicher Hafen an der
SW.-Küste der Krim. — Kertfch, an der gleichnamigen Meeresstraße.
5. Die Bevölkerung Rußlands (Zusamnienfasfung).
1. A b sta m m u u g. Rußland weist unter allen Ländern Europas
das bunteste Völkergemisch auf. Trotzdem erscheiut in dem Riesenreiche
die Einheitlichkeit mehr gewahrt als in Österreich-Ungaru, da der
Bevölkerung der russischen Nation und der griechischen (nicht nnierten)
vder orthodoxen Kirche angehören.
a) Unter den Völkern kaukasischer Rasse sind die Slaven
vorherrschende Es gehören dazu die Großrussen (S. 160), die
Kleinrnssen (S. 165), die Weißrussen (S. 158), das Mischvolk
der Kosaken (S. 165), und die Polen (S. 158). Kleine slavische
Volksreste sind die Serben und Bulgaren in Bessarabien. —
Zum lettischen Volksstamm zählen die Letten (S. 156 fg.), Kuren,
Esthen, Liveu uud Littauer in den Ostseeprovinzen und in
Littauen. — Germanischer Abstammung sind die Deutschen
in den verschiedenen Kolonistenbezirken und in den Großstädten und die
halbe Million Schweden in Finnland. — Zerstreut im ganzen Reiche,
namentlich aber in Polen, Westrußland uud Kleinrnßland, leben etwa
31/2 Mill. Juden, die aber in neuester Zeit sehr angefeindet werden,
sodaß sich viele derselben zur Auswanderung genötigt sehen. —
Kleinere kaukasische Völkerreste sind die Griechen, Armenier und
Zigeuner in den südlichen Provinzen.
Die Deutschen sind im russischen Reiche in einer Stärke von etwa
1,9 Mill. Köpfen vertreten. Außer den alten Pflegstätten der deutschen Kultur
in den baltischen Provinzen <S. 156) muß man unterscheiden zwischen den
neueren deutschen Ackerbaukolonien und dem Deutschtum in
den russischen Großstädten. Zu ersteren gehören a) die Sch waben-
k 0 l 0 nien im St. Petersburger Gouvernement, welche aus der Zeit
Katharinas II. stammen, nach Zahl und Größe zwar die kleinsten unter allen
russischen Deutsch-Kolonien sind, aber ein Stück echten Deutschtums inmitten
der russischen Bevölkerung darstellen, k) die Wolgakolonien (©. 161 fg.) und
•c) die deutschen Kolonien in Südrußland (S. 166).
In den Städten des russischen Reichs, deren jede von einigem Umfange
auch Deutsche beherbergt, ist die berühmteste deutsche Kolonie die der
Residenzstadt St. Petersburg. Alle Übrigen, wie die in Moskau, Kijew,
Charkow, Warschau, Odessa, Kasan ?c., sind der Hauptsache nach verkleinerte
Abbilder der großen deutschen Haupkolonie am Newastrom. Von Peter dem
Großen gegründet, hat sie sich im Laufe der Zeit derart entwickelt, daß sie jetzt