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Tundra auf. Renntier und Hund sind die wichtigsten Haustiere des"
Nordens. In der Eiszeit reichte das Gebiet des Renntiers'
bis zu den Pyrenäen und den deutschen Mittelgebirgen. Eigenartig
ist die nordische Vvgelwelt mit ihren Eiderenten und Eidergänsen.
An Amphibien ist Europa arm, reicher an Insekten und andernn
Niedern Getier.
(>. Tie Bewohner. In Bezug auf die Volkszahl nimmt Europa
unter deu Erdteilen die zweite, bezüglich der Bevölkerungsdichtigkeit die
erste Stelle eiu. Die Bevölkerung drängt sich hauptsächlich auf bie
Westhälfte des Erdteils zusammen. In den w. Küstenländern nnd'
Flußebenen ist die Dichtigkeit am größten. So wohnen in Belgien 229,..
im eigentlichen England 215, im prenß. Rheinlande 213 Menschen
auf 1 qkm, in Rnßland dagegen nur 20 und in Norwegen sogar nur 7.
Der Abstammung nach gehören 1!,/2o der Bewohner Europas-
der kaukasischen Rasse an. Nur 19.5 Mill. sind Mongolen-
artige Völker. Wie bei Asien bestätigt sich hier die Erscheinung, daß
die bevölkertsteu Erdteile die größte Rasseneinheit aufweisen. Sehr
mannigfaltig sind dagegen die Sprach- und Stammesverschiedenheiten.
Die kaukasischen Völker gehören mit Ausnahme der Judew
und Basken alle dem indogermanischen Sprachstamm an. Tie Haupt-
Vertreter sind drei fast gleichstarke Völkergruppen: Germanen^
(130MÜL; Deutsche, Niederländer, Engländer, Skandinavier),Romanen-
(107 Mill.; Franzosen, Italiener, Spanier, Portugiesen, Rumänen) uttb'
Slav en (122 Mill.), die sich in Ost-, West- nnd Südslaven teilen
(Russen, Rnthenen; — Polen, Tschechen, Mähren, Wenden; — Slovenen,
Kroaten, Serben, Bulgaren). Kleinere Völkergruppen des indogermani-
schen Sprachstammes, meistens Reste ehemaliger größerer Völker, sind
die Neugriechen (31/2 Mill.), die Albaner (11/2 Mill.), der ein--
zige Rest des illyrischen Stammes, beide den Romanen nahestehend^
die Letten und Litauer (4,6 Mill.) in Litauen, Kurland nnd Livland,
und die Kelten (2,6 Mill.) in der Bretagne (bretnnj), den Gebirgs-
ländern Großbritanniens und in Irland. Ehemals waren die Kelten
über den größten Teil Westeuropas und über das ganze Alpenland
verbreitet, was n. a. auch die Abstammung geographischer Namen in
diesem Erdraum beweist. — Kaukasische Völker, die nicht zum iudo-
germauischeu Sprachstamm gehören, sind die Basken in den West-
Pyrenäen (über '/« Mill.), ein Rest der alten Iberer, und die
Juden (6,3 Mill).
Die mongolischen Völker (19,5 Mill.) gliedern sich in drei
Völkergruppeu: Finnen (2,3 Mill.), zu welchen anßer den eigentlichen
Finnen auch Esten, Lappen, Samojeden, Wognlen, Syrjänen n. a.
Völkersplitter gehören, Magyaren (madiaren; 8,7 Mill.), die sich seit
dem Ende des 9. Jahrhunderts im mittleren Donautieflaude festgesetzt
und durch Vermischung mit germanischer und slavischer Bevölkerung ihre
Rassenmerkmale größtenteils eingebüßt und nur ihre (dem Finnischen
verwandte) Sprache behalten haben, endlich Völker türkischen
Stammes (8,5 Mill.), zu deueu die Osmanen, Tataren, Kirgisen^
Baschkiren n. a. Stämme gehören. Die Kalmücken (zwischen der