Full text: Das Deutsche Reich (Teil 2, Abt. 3)

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Der Wiesen- und Weidereichtum des Landes begünstigt eine be- 
deutende Viehzucht. In dieser Richtung steht Bayern besonders 
hinsichtlich der Rinderzucht hoch im Reiche da, während es sonst im 
allgemeinen hinter dem Reichsdurchschnitt zurückbleibt. Am wenigsten 
entwickelt — mit Ausschluß von Franken — ist die Schafzucht. Die 
Rinderzucht blüht besonders in den Alpengegenden, wo sie meistens 
nach Schweizer Art betrieben wird (Allgäuer Viehrasse und bayrischer 
Fettkäse), ferner in der Oberpfalz nnd den angrenzenden Gebieten des 
Fichtelaebiraes und Böhmerwaldes iWäldler Rasse) und in Mittelfranken 
(Ansbacher Vieh). 
Der Waldreichtum Bayerns — V3 der Bodenflüche ist wald¬ 
bedeckt — begünstigt einen ansehnlichen Wild st and. An eigenartigem 
Wild sind die Gemsen in den Alpen, ferner Stein- und Schneehühner, 
Auer-, Birk- und Haselhühner zu uennen, sowie der Biber des Donau- 
gebiets, der indes immer seltener wird. — Sehr einträglich ist die 
Fischerei, die an seltenen Fischen in den Flüssen Lachse und Forellen, 
in den Seen Salblinge und Renken (Blaufelchen) liefert. 
Die zweitwichtigste Nahrungsquelle der Bewohner Bayerns ist die 
Industrie. Obwohl bereits im Mittelalter die Gewerbtätigkeit 
vieler, heute bayrischer Bezirke vorteilhaft bekannt war, hat sich 
doch erst in neuerer Zeit Bayerns Großgewerbe zu höherer Bedeutung 
emporgeschwungen. Bei der nicht erheblichen Mineralproduktion des 
Staates knüpft sich die Großindustrie insonderheit an die verkehrsreichen 
größeren Stüdte und ist in den Berglandschaften als Gebirgsindnstrie 
vertreten. Nürnberg ist besonders durch seine Messerschmiedewaren, 
Spiel- uud Galauteriewaren, Drahtarbeiten, Strumpfwaren, Bleistift- 
fabrikation und Lebkuchen berühmt. München ist ein Hauptplatz 
für wissenschaftliche Instrumente, Geldschränke, Bahnwagen und Artikel 
der Eisen- und Maschinenbranche. Die Textilindustrie steht be- 
sonders in Augsburg (Baumwollengewebe) und Bamberg obenan: 
die Flachs- und Hanfweberei befindet sich indes noch vorherrschend auf 
dem Standpunkt der Hausindustrie und wird besonders anch in den 
Gebirgsgegenden gepflegt. An sonstigen Zweigen der Gebirgs- 
indnstrie sind die Schmelztiegel von Passau, die Schuhwaren und 
Drechslerarbeiten von Oberammergau, die Marmorwaren von Unter- 
stein bei Berchtesgaden uud die Saiteninstrumente von Mittenwald in 
Oberbayern zu uennen. Die erste Stelle aber nimmt Bayern hin- 
sichtlich der Bierbrauerei ein. Am großartigsten ist dieser Industrie- 
zweig entwickelt in München, Nürnberg, Augsburg, Erlangen und Knlmbach. 
Handel und Verkehr war bereits im Mittelalter sehr bedeut- 
sam, wird durch günstige Bodenverhältnisse nnd Flußwasserstraßen 
unterstützt und knüpft sich namentlich an die großen Knotenpunkte des 
Eisenbahnnetzes, das überall zu großen Verbindungsstraßen ausgebaut 
ist. Im S. ist München der Hanptknotenpunkt derselben, im N. Nürn¬ 
berg. Der Wert der Ausfuhr übersteigt den der Einfuhr. Hauptmarkt 
für Getreide ist München, für Hopfen, Kurz- und Spielwaren Nürnberg, 
für Spiegel Fürth, für Vieh Sonthofen im Algän. — Posten und 
Telegraphen haben in Bayern eine von dem Reich unabhängige Landes- 
Tromnau, Lehrbuch der Schulgeograpliie II.*** 6
	        
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