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4) Hagel oder Schloßen und Graupen entstehen wahrscheinlich dadurch,
daß ein Luftstrom mit reichem Wassergasgehalt sehr rasch in bedeutende Höhen
hinaufgetrieben wird. Hagel oder Schloßen bestehen aus Eiskörnern,
Graupen aus kleinen Schneeballen.
Verteilung der jährlichen Niederschlagsmengen. Die Menge des säht-
lichen Niederschlags vermindert sich im allgemeinen
1) vom Äquator nach den Polen,
2) von den Oeeanen nach dem Binnenlands,
3) von der Höhe der Gebirge nach der Ebene.
Die erste Thatsache erklärt sich aus dem reicheren Wassergasgehalt,
den die Luft iu den Tropengegenden gegenüber den Gegenden höherer Breiten
besitzt. Die zweite Thatsache hat ihren Grund darin, daß die Verdunstung
über den Meeren weit größer ist als über dem Festlande. Letzteres empfängt
seine Niederschläge hauptsächlich durch die Winde; wo diese durch hohe Ge¬
birge aufgehalten und ihrer Feuchtigkeit beraubt werden, entstehen regenarme
Gebiete, Steppen und Wüsten: man sagt, solche Gebiete liegen im Wind-
schatten; wo die feuchten Winde aber bequemen Zugang haben, bringen sie
reichliche Regen. Die dritte Thatsache, daß nämlich die Gebirge mehr Regen
erhalten, als die angrenzenden Tiefländer, kommt von den an die Gebirge
gelangenden feuchten Luftströmen, welche an den Abhängen nach oben
steigen, sich abkühlen und dadurch ihren Wassergehalt kondensieren (Steignngs-
regen).
Die größten jährlichen Regenmengen findet man hiernach in der
warmen Zone (namentlich zu beiden Seiten des Äquators und in den Mon-
sungebieten Ostasiens) sowie an den südlichen Abhängen des Himalaya;
hier steigt die tägliche Regenmenge meist weit über 20 cm. und die jährliche
meist weit über 2 m; an manchen Stellen Bengalens z. B. hat man über
12 m jährliche Regenhöhe beobachtet. In den Alpen erreicht letztere ebenfalls
2 m; an der Westküste Europas und an der Ostküste Nordamerikas (im
Gebiete der Union) fallen jährlich zwischen 1—2 m, ebensoviel auf den Höhen
unserer Mittelgebirge. Das Deutsche Reich hat einen durchschnittlichen Nie-
derschlag von 70 ein.
Die geringsten Regenmengen kommen, abgesehen von den beiden
Wüsten- und Steppengürteln, welche fast um die ganze nördliche und
südliche Hemisphäre zu verfolgen sind, und in denen nur das Einströmen
feuchter Seewinde an den Gebirgen (selbst in der Sahara) einigen Nieder-
schlag erzeugt, auf das nordöstliche Asien und das arktische Gebiet
Nordamerikas; hier bleibt die jährliche Regenmenge hinter 20 ein zurück.
Regenwahrscheinlichkeit und Verteilung der Niederschläge auf die
Jahreszeiten. Noch um zwei wichtige Fragen handelt es sich: 1) um die
Regenwahrscheinlichkeit und 2) um die Verteilung der Niederschläge
aus die Jahreszeiten. Die Regenwahrscheinlichkeit findet man, wenn man
die Anzahl der Regentage einer Periode (eines Monats, Jahres u. s. f.) divi-
diert durch die Gesamtzahl der Tage derselben Periode; z. B. das Deutsche
Reich mit durchschnittlich 156 Regentagen im Jahre hat eine jährliche Regen-
156
Wahrscheinlichkeit von ggg-=0,43 d. h. unter 100 Tagen regnet es an