Die Deutschen in Asien und Australien.
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Geld stark beteiligt. Neuerdings sind auch hohe Summen in Goldminen und Petroleum-
werken angelegt.
Ostasien ist zu einer unserer wichtigsten Interessensphären geworden, zumal sich
die Dampferlinien der Hansastädte des Verkehrs dorthin in hohem Matze bemächtigt
haben. Großhandel in Ein- und Ausfuhr, unterstützt durch die Deutsch-Asiatische Bank,
ist das Gepräge des Deutschtums hier. Der in Schanghai erscheinende „Ostasiatische
Lloyd" ist ein kräftiger Vertreter der deutschen Interessen.
In China sind deutsche Einrichtungen (in der Zivil-, Heeres- und Marineverwaltung
und bei der Anlage von Festungen) vielfach vorbildlich gewesen. Daher erfreut sich
im allgemeinen das Deutschtum eines hohen gesellschaftlichen Ansehens, da auch die in
den Vertragshäfen wohnenden 2000 Reichsdeutschen zumeist den höheren sozialen
Schichten angehören. Unter den einzelnen deutschen Kolonien nehmen Schanghai mit
etwa 700, Hongkong mit etwa 500 Deutschen die erste Stelle ein, dann folgen Tientsin,
Eanton und hankau. Die Gesamtsumme des in China arbeitenden deutschen Kapitals
wird auf mindestens 350 Millionen berechnet. Der hauptteil davon steckt in den
(etwa 180) Großhandelsgeschäften- der Rest ist in verschiedenen Lisenbahngesellschaften
(z. B. der Schantung-Bahn), in Minen- und Bergwerksunternehmungen, in der Iangtfe-
kiang-Schiffahrt und dem Rüstendampferverkehr (in Schanghai 25 Dampfer) und in
gewerblichen Geschäften (Seiden- und Baumwollwebereien, Getreidemühlen, Glas- und
Seifenfabriken) angelegt.
Auch für Japan ist Preußen-Deutschland in Verwaltung und Rechtsprechung, in
Unterricht von Schule und Universität, in der Industrie und vor allem im Heerwesen der
Lehrmeister geworden. Die Japaner erkennen selbst an, daß sie ihre im Kampf mit
Rußland errungenen Siege zum guten Teil der deutschen Erziehung verdanken, heute
suchen sie sich freilich von jeglicher europäischen Abhängigkeit freizumachen. Die Zahl
der Deutschsprechenden wird auf 800 (darunter 650 Reichsbürtige) angegeben- sie
leben in Tokio, Yokohama, Nagasaki, Robe usw. als selbständige Raufleute oder ver-
treter von deutschen Welthäusern, wie Rrupp, Siemens & halske u. a.
Australien uncl clie Südfee.
Deutscher Anteil an der wissenschaftlichen Erforschung. Schon an den großen
Reifen des Engländers Cook waren zwei Deutsche, namens Forster, beteiligt. Später
sind die wissenschaftlichen Untersuchungen des Handelshauses Godeffroy und die ergebnis-
reichen Reisen Finschs (namentlich auf Neuguinea: Finschhafen) von Wichtigkeit. Nicht
minder verdankt man die Kenntnis der Flora, der Mineralogie, der Volkskunde und der
Sprachen der schnell aussterbenden Eingeborenen der unermüdlichen und heldenhaften
Arbeit deutscher Forscher. Bei dem kühnen versuch, den Erdteil von 0 nach W zu durch¬
queren, fand der verdiente Ludwig Leichhardt ein unaufgeklärtes Ende.
Allgemeiner Charakter des australischen Deutschtums. Da die deutsche Ein-
Wanderung hier auf Engländer, also auf Angehörige einer an Rulturleistungen gleich-
wertigen Nationalität stieß, erlangte das Deutschtum nicht eine so überragende Be-
deutung wie im spanisch-portugiesischen Rolonialgebiet. Daher liegt auch der gesamte
Großhandel in englischen Händen. An deutschem Rapital sind nur etwa 500 000 Mark
zumeist in Bergwerksunternehmungen angelegt. R)eil die Deutschen zudem vielfach unter
Unfreundlichkeiten zu leiden haben, hat die Zuwanderung in den letzten Jahrzehnten
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