Full text: Länderkunde Europas (Teil 2)

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Länderkunde. — Europa. 
in drei den Landschaftsformen nach verschiedene Zonen, die von SW nach NO 
streichen. Der nordwestlichen gehören Nordirland, Schottland und Norwegen an. 
Die südöstliche Zone besteht aus dem Spanischen Hochlande, dem Französischen 
Zentralplateau und den Mittelgebirgslandschaften Deutschlands. Zwischen beiden 
erstreckt sich eine weite Mulde, die teilweise vom Meere überflutet ist, teilweise 
Tiefland bildet: das Südenglische, Nordfranzösische, Norddeutsche und Dänisch- 
Südschwedische Tiefland. — In Nordwesteuropa sind Gebirgs- und Tiefland 
ziemlich gleichmäßig verteilt. Die Gewässer erreichen teilweise eine ansehnliche 
Größe und gehören meistens mehr als einer Landschaftsform an. 
3. das Skandinavisch-Russische Tafelland. 
Sein innerer Bau zeigt, daß seit uralter Zeit kaum irgendwelche Störungen der 
Gesteinsschichten stattgefunden haben. Daher fehlen größere Gegensätze zwischen Er- 
Hebungen und Senkungen; das Ganze ist im wesentlichen einförmiges Flachland. 
Für die Entwicklung großer Stromsysteme gewährt das weite Russische Tiesland 
von allen Landschaftsgebieten Europas am meisten Raum. 
Das Tiefland der Russischen Tafel nimmt mit dem Deutschen und 
Französischen Tieflande sowie einzelnen kleineren Tiefebenen etwa 60o/o des 
Erdteils ein. Die oberen Schichten der Tiefländer sind aus lockereu Erdmassen von 
großer Mächtigkeit zusammengesetzt. Sie bestehen im Norddeutschen und im Nord- 
russischen Tieflande ganz aus den Ablagerungen eiszeitlicher Gletscher; die Eisströme 
haben die Gesteinschuttdecke der nördlichen Rumpfgebirge fortgeführt und im Tief- 
lande iu durchschnittlich 100 m (stellenweise bis 200 m) mächtigen Schichten abgelagert^. 
Der Boden der alten Grundmoräne erscheint bald fruchtbar, bald unfruchtbar, je 
nachdem er mehr steinreich und sandig oder von mehr toniger uud lehmiger Be- 
schasfenheit ist. Große Ergiebigkeit zeichnet den Marschboden in den Küstenuiede- 
rungen und die größtenteils durch Wind aufgetragenen Lößbildnngen aus. Zahl- 
reich kommen Sümpfe und Moore vor, die indes durch die Kunst des Menschen 
vielfach in Kulturland verwandelt werden. — Die Tiefländer sind die Hauptsitze 
des Ackerbaus, der ersten Grundlage menschlicher Kultur. 
§ 97. IV. Klima. In seinen klimatischen Verhältnissen ist Europa vor den übrigen 
Erdteilen ebenfalls bevorzugt. Zum größten Teile der gemäßigten Zone ange- 
hörend, und zwar überwiegend ihren nördlichen kühlereu Teilen, wird Europa im 
NW tief landeinwärts von den warmen Luftmassen beeinflußt, die über dem Golf- 
ström lagern. Daher sind ihm jene scharfen Gegensätze fremd, die z. B. das Innere 
Asiens kennzeichnen. Sein Klima ist im allgemeinen gemäßigt^ und gilt mit 
wenigen Ausnahmen für gesuud. Es gestattet die Arbeit zu allen Jahreszeiten, 
und so entwickelte sich in Europa schon srüh eine höhere Kultur als in irgendeinem 
anderen Erdteile. 
Da das Meer mit zahlreichen Buchten tief ins Land eindringt und im W ab¬ 
sperrende Gebirgsketten fehlen, so finden überall und meist auch zu allen Jahres- 
Zeiten Niederschläge statt. Die sehr regenreichen, gebirgigen Küstengebiete von 
Nordwesteuropa verdanken dem Golfstrom ihre große Feuchtigkeit, ihre anffal- 
leude Wärme uud deshalb die Möglichkeit des Acker- und Waldbaus bis weit 
in den N hinauf. Ergiebige Ernten an Nährfrüchten und Jndustriepslanzen 
bringt fast der ganze Erdteil hervor. Auch ausgedehnte Waldungen sind weit ver- 
1 Auch auf die Gestaltung vieler Flußnetze ist die Eiszeit von großem Einfluß gewesen. 
2 Der wärmste Punkt in Europa ist Malaga mit + 19,4° Durchschnittswärme. 
Die kälteste Gegend [—6°) liegt an der Mündung der Petschöra.
	        
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