Full text: Länderkunde Europas (Teil 2)

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Länderkunde. — Europa. 
Geisteslebens der betriebsamen Bevölkerung. Pforzheim (70), an der Bahn Straß- 
bnrg—Karlsruhe—Stuttgart, die hier den nordöstlichen Eingang zum Schwarz- 
Walde trifft, wurde neben Hanau Hauptsitz der deutschen Gold- und Silberwaren- 
industrie. Den Austritt des Neckars in die Ebene und den Übergang der Bergstraße 
über den Fluß beherrscht Heidelberg (60) am Fuße des Königsstuhls, überragt 
von den Ruinen des (1689) zerstörten Schlosses der Pfälzer Kurfürsten. Es ist die 
älteste deutsche Universitätsstadt und wegen seiner anmutigen Lage einer der gefeiert- 
sten Orte Deutschlands. Mannheim (200, Bild 153) ist über die einstige Schach- 
brettanlage des Bebauungsplanes weit hinausgewachsen. Hervorragend günstig 
für den Verkehr zwischen dem Rhein und dem fruchtbaren und reichen Hinterlande 
gelegen, gewann es schnell hohe Bedeutung, nachdem der Rhein bis zur Neckar- 
mündung eine auf 2 m künstlich vertiefte Fahrrinne erhalten hatte. So bildet es 
den Anfangspunkt der großen Dampfschisfahrt auf dem Rhein und den Endpunkt 
der Schiffahrt auf dem von Cannstatt ab schiffbaren Neckar; sein Hafen ist der 
Wasserfläche nach der umfangreichste Binnenhafen des Deutschen Reiches. Daher 
wurde es der Einfuhrhafen Süddeutschlands und der Schweiz, der süddeutsche 
Hauptmarkt für Getreide, Baumwolle, Kaffee und Kohlen, zugleich der Ausfuhr- 
platz von Holz, Steinen und Jndnstrieerzengnissen Süddeutschlands. Die Stadt 
betreibt auch chemische Industrie und Maschinenbau in der näheren und ferneren 
Umgebung. Konstanz (30) am Bodensee liegt im Bereich der Oberdeutschen Hoch- 
ebene. (Vgl. § 183.) 
3. Das Großherzogtum Hessen umfaßt südlich vom Main den Odenwald und 
die Ebene zu beiden Seiten des Rheins bis zum unteren Main und zur Nahe. 
Am Nordende der Bergstraße liegt in der Ebene das gewerbtätige Darm- 
stadt (90), die politische Hauptstadt des Landes. Die erste Industriestadt Hessens 
(Leder- und Metallwaren, Tabakfabrikate) ist Offenbach am Main (80). 
Mainz (115), infolge seiner das Rhein- und Maintal beherrschenden Lage befestigt, 
erwuchs aus dem römischen Mogontiacum gegenüber der alten Feste Kastel (Castel- 
lum). Im Mittelalter war es das „goldene Mainz", Sitz des Erzbischoss und 
Kurfürsten; heute ist es Stapelplatz für Wein, Obst, Getreide und Kohlen und die 
erste Handelsstadt Hessens. — Worms (50), eine der ältesten deutschen Rhein¬ 
städte, berühmt in Sage und Geschichte und einst blühende Reichsstadt, kommt 
durch seinen neuen Hasen in Handel und Industrie wieder zu Bedeutung. — Auch 
der südliche Teil der Provinz Oberhessen mit Bad Nauheim gehört noch zur 
Rheinebene. 
3. Die preußische Provinz Hessen-Nassau besitzt den gesegneten Rheingau. 
^Frankfurt am Main (420), an der Mündung der beiden großen, aus Nord- 
und Mitteldeutschland durch Hessen kommenden Verkehrsstraßen, war bis 1866 
Freie Reichsstadt, einst Wahl- und Krönungsstadt der deutschen Kaiser. Die Stadt 
hat sich nach der Einverleibung in das Königreich Preußen großartig entwickelt. 
Sie nimmt infolge der Kanalisierung des unteren Mains an der Rheingroßschiffahrt 
teil und wurde nach Berlin und Eöln der bedeutendste Eisenbahnknotenpunkt des 
Deutschen Reiches. Frankfurt beherrscht den Durchgangsverkehr zwischen Nord- und 
Süddeutschland wie den zwischen dem Rhein- und Maintal. Infolgedessen betreibt 
es einen großartigen Handel, auch mit außerdeutfcheu Ländern. Es ist eine Zentrale 
des deutschen Obstmarktes und ein hervorragender deutscher Geldplatz. Frankfurt 
pflegt auch die Wissenschaft in rühmlicher Weiset — Hanau (40) an der Kinzigmün- 
1 Die Gründung einer Universität ist in Aussicht genommen.
	        
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