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Länderkunde. — Europa.
bergbau, chemische Industrie). Den nördlichen Talzug nimmt der Regierungsbezirk
Bromberg ein. Bromberg (60) am Bromberger Kanal entwickelt sich zu einem
wichtigen Handels- und Mühlenplatz. Schneidemühl (25) hat bedeutenden Ver-
fehr und lebhafte Industrie.
2. Die Provinz Brandenburg, das Stammland des Königreichs Preußen,
umfaßt das Land zu beiden Seiten der Oder, der Havel (Buntbild) und der Spree.
Mit einem nördlichen Flügel, der Uckermark, greift sie auf die Mecklenburgische
Seenplatte, im 8 auf deu Südlichen Höhenzug über.
Der 8 der Provinz liefert Braunkohlen und einheimische Wolle. Guben (40),
Forst (35), Kottbns (50), Luckenwalde (25) wurden dadurch wichtige Woll-
webereiplätze. Landsberg (40), zwischen Warthe-und Netzebruch, treibt Maschinen-
industrie. Küstriu (20) an der Warthemündung ist Brückenstadt derBahn Berlin—
St. Petersburg und Festung, „das deutsche Mantua". Auch Frankfurt a.O. (70)
hat Bedeutung als Straßenübergang (Kunersdorf 1759; . Am Finow-Kanal und
an derBahu Berlin—Stettin liegtEberswalde(25), der Sitz einer Forstakademie.
Rathenow (25), die Brückenstadt der unteren Havel am Übergang der großen
Straße von Berlin über Stendal nach dem W, stellt besonders optische Instrumente
her. Brandenburg (55), in wichtiger Flußwinkellage, ist die älteste Stadt der
Mark. Die größten Orte liegen nahe der Südostecke des Havelvierecks, so auf einer
Havelinsel in herrlicher Umgebung von Hügeln, Wasser und Wald, an der Straße
von Berlin nach Magdeburg und Braunschweig die Sommerresidenz des Kaisers,
die Soldaten- und Beamtenstadt Potsdam (65), berühmt durch ihre Schlösserund
Gärten. Nördlich von Potsdam bezeichnet Spandau (90), bis vor kurzem Festung,
den wichtigen Havelübergang für Berlin. Es umschließt als „Waffenschmiede des
Deutschen Reiches" wichtige Werkstätten für die Ausrüstung des Heeres (Geschütz-
gießerei, Gewehrfabrikation, Munitionsbereitung u.a.). Charlottenburg (320)
wird durch deu Tiergarten von Berlin getrennt, gehört jedoch wirtschaftlich zu
Groß-Berlin. Es ist durch Waffeuwerkstätten, elektrotechnische Werke, die Königliche
Porzellanmanufaktur und durch seine Hochschulen bekannt.
Die Hauptstadt des Königreichs Preußeu und des Deutschen Reiches, Berlin
(2,1 Mill., mit Vororten 3,9 Mill. E.), ist mit dem Emporsteigen des Preußischen
Staates durch die Fürsorge seiner Fürsten groß geworden. Ihre Lage war ge-
eignet, die fürstlichen Bestrebungen zu unterstützen. Denn Berlin liegt in der Mitte
der Mark Brandenburg, zwifcheu deu Elb- und Oderstraßen, zwischen der Baltischen
und der Südlichen Landhöhe in der Mitte der westlichen Tieflandsmulde au der
Stelle der schiffbaren Spree, wo zwischen breiten Seen in der sandigen Umgebung
feste, flache Erdrücken den Übergang von 8 nach N und von W nach 0 erleichtern.
Infolge des bequemen Flußübergangs wurde Berlin Kreuzungspunkt von elf
Haupteisenbahnlinien, darunter den großen mitteleuropäischen Verkehrswegen
London -Moskau, Paris—St. Petersburg, Wien—Kopenhagen, Italien—Skan¬
dinavien und Odessa—Krakau Breslau—Hamburg. Als Mittelpunkt des
Kanalnetzes zwischen Elbe, Oder und Weichsel entwickelte es sich zu einem äußerst
wichtigen Flußhafen, in dem vorzugsweise Lebensmittel und Baustoffe umgesetzt
werden. So wuchs Berlin, das bei der Gründung des Königreichs Preußen
60000 Einwohner zählte, erst im Zeitalter der Eisenbahnen als Haupt- und Ver-
kehrsstadt allmählich in jeder Beziehung zum Mittelpunkte des Ostdeutschen Flach-
landes heran. Durch die geschichtliche Entwicklung wurde es auch die Hauptstadt
des Deutschen Reiches. Schon seiner Lage wegen ^ kann es trotz großen
1 Also abgesehen von dem geschichtlichen Werdegang des Deutschen Reiches.