A. Das Gebiet der Südeuropäischen Faltengebirge. — 3. Österreich-Ungarn. 181
Von den zahlreichen und zum Teil stundenlang ausgedehnten, uuterirdi-
schen Höhlen, die der auflösenden und fortschwemmenden Kraft des Wassers
ihre Entstehung verdanken, sind die Grotten von Adelsberg und St. Kau-
zian durch ihre Tropfsteinbildungen ihre Hallen, Wasserfälle und Seen die
berühmtesten (Bild 291, 294). Der Zirknitzer See hat, je nachdem die
unterirdischen Abflüsse und die Höhlen, mit denen er durch Spalten und
Löcher in Verbindung steht, eine mehr oder minder bedeutende Wassermenge
führen, sehr verschiedenen Wasserstand. Sein Wasser verschwindet auch wohl
einmal gänzlich.
Verkarstet ist ferner ein großer Teil des den Anfang des Dinarischen
Systems (vgl. § 125) bildenden Gebirgslandes, das nördlich bis zur Save und
östlich bis zur Drina reicht. Dagegen bestehen die nordöstlichen Gebiete mit
vielen durch tiefe Täler getrennten Hochflächen aus weniger durchlässigem
Gestein. Das Gebirge fällt nach der Küste hin steil ab und läßt dort nur an
wenigen Stellen Tieflandsstreifen frei. Es ist in viele Inseln und Halbinseln
aufgelöst, die häufig von Erdbeben heimgesucht werden, ein Zeichen, daß
der abgesunkene und zertrümmerte Gebirgsrand sich noch nicht völlig gesetzt
und andauernd unter der Wirkung unterirdischer Einbrüche zu leiden hat.
Da die wasserscheidenden Gebirgsketten nahe der Adria hinstreichen, so
strömen zum Meere nur kleine Flüsfe mit steilem Gefälle, die, mit Aus-
nähme der Narenta, keine brauchbaren Wege zum Innern des Landes
öffnen. Die größeren Wasseradern nehmen — zum Teil durch großartige
Durchbruchstäler — den Weg nach N zur Save und verknüpfen so die Jnter-
essen der von ihnen durchfloffenen Landschaften mit denen des Donaustaates
und Mitteleuropas.
b) Klima und Erzeugnisse. Nur die Inseln und eine schmale Küsten-
zone genießen die Vorzüge des Mittelmeerklimas. Die Sommer sind
heiß und trocken; dagegen wird die Dnrchschnittswärme der feuchten Winter
durch die namentlich bei Trieft und Fiume auftretende Bora, einen von NO
kommenden kalten und heftigen Fallwind, häufig beträchtlich eruiedrigt. Weil
das warme Meer fast unmittelbar mit den steilen Uferbergen zusammenstößt,
wird das Dalmatinische Bergland mit den kräftigsten Regen- und Schneefällen
Europas überschüttet. (S. § 97, Tabelle.) Landeinwärts wird das Klima
mitteleuropäisch: die jahreszeitlichen Wärmeschwankungen nehmen zu, und
die Niederschläge fallen am reichlichsten im Sommer. — Dem fnbtropifch
milden Klima des Küstenstreifens entspricht die Mittelmeervegetation
mit immergrünen Gewächsen. Wein, Feigen, Apfelsinen, Zitronen, Ölbäume,
Mais und Weizen finden gutes Gedeihen. Die trocknen, ihrer Wälder
beraubten Karsthochflächen sind unergiebig und öde, die Anbauflächen meist
auf die Poljen und Dolmen beschränkt. Die Sandstein- und Schieferhoch-
flächen des 0 tragen stattliche Wälder, vorherrschend Eichenbestände,
während die wasserreichen Täler und die Ebenen den Anblick fruchtbarer Äcker
1 Über Tropfsteinbildung s. § 345.