Metadata: Quellenbuch zur Geschichte des neunzehnten Jahrhunderts für höhere Lehranstalten

66 
Aus der Zeit der Kämpfe um Verfassung und die deutsche Einheit. Bis 1850. 
gibt sich Großes unter Ihnen. Dies ist, Sie fühlen es, kein gewöhnlicher 
Prachtbau. Er ist das Werk des Brudersinns aller Deutschen, aller Be¬ 
kenntnisse. Wenn ich dies bedenke, so füllen sich Meine Augen mit Wonne- 
tränen, und Ich danke Gott, diesen Tag zu erleben. Hier, rvo der Grund¬ 
stein liegt, dort mit jenen Türmen zugleich, sollen sich die schönsten Tore 
der Welt erheben. Deutschland baut sie — so mögen sie für Deutsch¬ 
land durch Gottes Gnade, Tore einer neuen, großen, guten Zeit werden! 
Alles Arge, Unrechte, Unwahre und darum Undeutsche bleibe fern von 
ihnen. Nie finde diesen Weg der Ehre das ehrlose Untergraben der Einig¬ 
keit deutscher Fürsten und Völker, das Rütteln an dem Frieden der Kon¬ 
fessionen und Stände, nie ziehe jemals wieder der Geist hier ein, der einst 
den Bau dieses Gotteshauses, ja den Bau des Vaterlandes hemmte! 
Der Geist, der diese Tore baut, ist derselbe, der vor 29 Jahren unsere 
Ketten brach, die Schmach des Vaterlandes, die Entfremdung dieses Users 
wandte, derselbe Geist, der, gleichsam befruchtet von dem Segen des 
scheidenden Vaters, des letzten der drei großen Fürsten 2), vor zwei Jahren 
der Welt zeigte, daß er in ungeschwächter Jugendkraft da sei. Es ist 
der Geist deutscher Einigkeit und Kraft. Ihm mögen die Kölner Dom¬ 
pforten Tore des herrlichsten Triumphes werden! Er baue! Er vollende! 
Und das große Werk verkünde den spätesten Geschlechtern von einem durch 
die Einigkeit seiner Fürsten und Völker großen, mächtigen, ja, den Frieden 
der Welt unblutig erzwingenden Deutschland! — von einem durch die 
Herrlichkeit des großen Vaterlandes und durch eigenes Gedeihen glücklichen 
Preußen, von dem Brudersinne verschiedener Bekenntnisse, der inne ge¬ 
worden ist, daß sie Eins sind in dem einigen, göttlichen Haupte! 
Der Dom von Köln, — das bitte ich von Gott — — rage über diese 
Stadt, rage über Deutschland, über Zeiten, reich an Menschenfrieden, reich 
an Gottesfrieden bis an das Ende der Tage! Meine Herren von Köln! 
— Ihre Stadt ist durch diesen Bau hoch bevorrechtet vor allen Städten 
Deutschlands, und sie selbst hat das auf das würdigste erkannt. Heute 
gebührt ihr dies Selbstlob. Rufen Sie mit Mir — und unter diesem 
Rufe will ich die Hammerschläge auf den Grundstein tun — rufen Sie 
mit mir das tausendjährige Lob der Stadt: Alaaf Köln! 
1) Am 4. September 1842 wurde, nachdem der Domverein geschaffen worden 
und der König eine stattliche Summe aus Staatsmitteln für den Dombau gestiftet 
hatte, der Grundstein zum Kölner Dom gelegt. — Am 15. Oktober 1880 ist in An¬ 
wesenheit Kaiser Wilhelms I. das Fest der Vollendung des Domes begangen worden. 
2) Alexander V. starb 1825, Franz 1. 1835.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.