Full text: Länderkunde der außereuropäischen Erdteile (Wiederholungskurs), Vergleichende Übersicht der wichtigsten Verkehrs- und Handelswege bis zur Gegenwart, Allgemeine (physische) Erdkunde (Teil 6)

34 Vergleichende Übersicht der wichtigsten Verkehrs- und Handels Wege bis zur Gegenwart. 
Denn der Weg, den die Kreuzfahrer die Donau abwärts nach Asien und Klein- 
asien einschlugen, wurde auch zur Handelsstraße, die sich bis nach Indien fort- 
setzte. Außerdem traten die italienischen Handelsstädte sehr bald mit den Städten 
Mitteleuropas in Handelsverbindungen. 
Zu den wichtigeren Verkehrswegen des Mittelalters zählen in Europa wie 
schon im Altertum die Alpenstraßen. Doch hat das Mittelalter noch weitere 
Pässe dem Verkehr erschlossen: den Mont Cenis- und den St. Gotthard-Paß; 
auch benutzten die Warenzüge der Venezianer und Augsburger Kaufleute vom 
Etschtale her neben dem Brenner vielfach den Übergang über die Neschen- 
Scheideck. 
Dem Verkehr in der Richtung von Süd nach Nord dienten außerdem 
hauptsächlich folgende Wege: 
1. die fchon im Altertum benutzte Rhone-Saone-Rheinlinie; 
2. der aus der Oberrheinischen Tiefebene zur Ostsee führende 
Straßenzug (Mainz—Frankfurt—Kassel—Braun schweig—Lübeck); 
3. die Fortsetzung der vom Brenner her nach Augsburg ziehenden 
Straße; ihre nächsten Halteplätze sind Nürnberg, Bamberg; 
bei Bamberg verzweigt sie sich und geht einerseits über Kassel nach 
Nordwestdeutschland, anderseits über Leipzig nach Hamburg und 
Stettin. 
4. Ein Verkehrsweg aus sehr früher Zeit war ferner die Route 
Adria—Wiener Becken—Marchtal^Mährische Pforte—Oder- bzw. 
Weichseltal. 
5. Im Osten Europas lief vom Kaspischen Meer ein Handelsweg die 
Wolga aufwärts bis zu deren Quelle und von hier nach Nowgorod, 
dem Stapelplatze der Hanse, der wieder über die Ostsee mit Lübeck 
in Verbindung stand. Aus diesem Wege gingen vielfach die Seiden- 
zeuge Chinas und die Gewürze Indiens dem westlichen Europa zu. 
Die wichtigeren westöstlichen Verkehrswege waren: 
1. die Donanstraße; die ersten Kreuzfahrer benutzten sie, um nach 
dem Hl. Lande zu kommen; 
2. die aus dem Seinebecken nach dem Rhein (Straßburg) und von hier 
durch Süddeutschland nach dem Wiener Becken ziehende Straße; 
3. die Mainlinie, eine alte Verkehrs- und Handelsstraße; 
4. eine Straße von den belgischen Häfen über Köln, Kassel und 
Leipzig nach Breslau; 
5. die Straße des Norddeutschen Tieflandes (von Holland über 
Osnabrück, Hannover, Braunschweig, Magdeburg, Berlin und Frank- 
surt a. d. Oder nach Polen). 
Der Wegebau war in Europa mit der Auflösung des Römerreiches als- 
bald verfallen, so daß es um den Zustand der Straßen vielfach recht traurig 
bestellt war. Klagen über die Mangelhaftigkeit der Wege, die großen Handels- 
straßen nicht ausgeschlossen, kehren daher in allen Berichten des Mittelalters 
wieder.
	        
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