Full text: Außerdeutsche Länder Europas unter Berücksichtigung ihrer Kolonien, Die wichtigsten Länder in den außereuropäischen Erdteilen, wirtschaftsgeographisch betrachtet (Teil 6)

Das Mittelmeergebiet. 11 
Verbreitung zu den Bewohnern der Ägäischen Inseln: die Griechen knüpften schon 
Handel mit Südrußland, mit Alexandrien und Antiochien an. Immer weiter West- 
wärts breiteten sich die Handelsbeziehungen aus: Rom, Karthago, Massilia (Marseille) 
wurden bedeutend. Im frühen Mittelalter erhob sich Byzanz, das Damaskus und 
Bagdad in den Handelsverkehr zog. Nach den Kreuzzügen wurden neue Austausch- 
gebiete bekannt; die Italiener übernahmen die Vorherrschaft im Handel. Venedig 
und Genua blühten empor. Mit der Entdeckung Amerikas und des Seeweges nach 
Ostindien beginnt das Aufsteigen von Spanien und Portugal zu Welthandels- 
machten. Im 18. Jahrhundert drängte auch Osterreich ans Mittelmeer und ent- 
wickelte Trieft zu einem wichtigen Verkehrsmittelpunkte. Seit Eröffnung des Suez- 
kanals (1869) endlich ist das Mittelmeer zur wichtigsten Verbindungsstraße zwischen 
dem industriereichen Nordwesteuropa und dem rohstoffreichen Südasien geworden. 
So ist das Mittelmeer seit dem Altertum bis heute der Schau- 
platz einer zusammenhängenden Kulturentwicklung gewesen, wie es 
einen zweiten auf der ganzen Erde nicht gibt. 
Pyrenäen-Halbinsel. 
Lage. Die Halbinsel bildet eine Brücke nach Afrika. Zweimal drangen Völker 
hier über die Meerenge nach Europa: Um seinem von Rom bedrängten Vaterlande 
einen Ersatz für das verlorene Sizilien zu bieten, gründete der Karthager Hamilkar 
Barkas in Spanien ein neues Kolonmüand, und im 8. Jahrhundert haben sich die 
Araber hier festgesetzt und eine blühende Kultur geschaffen. Umgekehrt benutzten 
während der Völkerwanderung die Vandalen die Halbinsel zum Übergang nach 
Nordafrika. Aber der Vorteil der Brückenlage kommt heute nicht mehr zur Geltung; 
vielmehr die Randlage: Am äußersten SW»Ende des Erdteils, durch eine Gebirgs- 
maner geschieden, liegen jetzt Spanien und Portugal abseits vom Weltverkehr. 
(„Hinter den Pyrenäen beginnt Afrika.") Scheinbar besonders günstig ist die Lage 
zum Ozean: 7/s der Halbinsel sind vom Meer umspült; die eine Seite ist dem Kultur- 
meere des Altertums zugekehrt, die andere dem Atlantischen Ozean und der Neuen 
Welt. Der Ausnutzung dieses Vorteils verdankte Spanien und Portugal ihr Auf- 
blühen und ihren Reichtum im Zeitalter der Entdeckungen. Von Palos aus fuhr 
1492 der Italiener Christoph Kolumbus über den Atlantischen Ozean und entdeckte 
Amerika. Von Lissabon aus umfuhr der Portugiese Vasco da Gama 1498 Afrika 
und erreichte Indien. Und doch sind heute beide Halbinselstaaten für den Welt- 
Handel völlig bedeutungslos •— aus mancherlei Gründen: Die Küsten sind viel- 
fach schwer zugänglich; es fehlt an Inseln, an lockenden Gegengestaden, an bequem 
erreichbarem Hinterland. Das Innere von Spanien ist ein abgeschlossenes Hochland, 
ein verkleinertes Abbild von Afrika; die wasserarmen, tief eingeschnittenen Flüsse 
mit ihren Stromschnellen am Hochlandsrand stellen keine Verkehrsadern zun: 
Meere dar. 
Bodengestalt. Das innere Hochland ist der Rest des alten Iberischen Schollen- 
landes, rings von Brüchen scharf abgegrenzt. Die Sierra Morena ist nur der 
einseitige Steilabfall am Südrande dieser Scholle; die Kastilischen Scheide- 
gebirge sind hochgeschobene Horste. Früher waren die östlichen Teile der kastilischen
	        
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