Full text: Außerdeutsche Länder Europas unter Berücksichtigung ihrer Kolonien, Die wichtigsten Länder in den außereuropäischen Erdteilen, wirtschaftsgeographisch betrachtet (Teil 6)

36 Tie europäischen ©tauten und ihre Kolonien. 
B, Die Länder der Ungarischen Krone. 
(325000 qkm, 21 Mill. CSimn., auf 1 qkm 64.) 
Bevölkerung. Ungarn ist sprachlich und völkisch ebensowenig ein 
Einheitsstaat wie die österreichische Reichshälfte („Cisleithanieu"). Am 
zahlreichsten sind die Magyaren (madjaren) vertreten, ursprünglich ein finnisch- 
mongolisches Nomadenvolk, später mit Slawen, Germanen und'Juden stark ver 
mischt. Sie sind die Träger der staatlichen Herrschaft und eifrig bestrebt, ihre Sprache 
und nationale Kultur den anderen Völkern aufzudrängen. Die slawischen Völker- 
schasten bewohnen das gebirgige Land an den Grenzen; die Rumänen nehmen 
die Randgebirge im 0 ein. Die 22 Mill. Deutschen sind namentlich in den großen 
Städteu stark vertreten, so in der Hauptstadt Ofen-Pest (Budapest), dauu in 
Essegg uud Preßburg. Zusammenhängende deutsche Sprachgebiete finden sich 
in der Zips am Fuße der Tatra, im siebeubürgischeu Sachsenlande (200000, 
vom Niederrhein und der Mosel stammend), längs der niederösterreichischen Grenze, 
um Fünfkirchen zwischen der unteren Drau und der Donau, endlich im Banat. 
Volkswirtschaft. Ein großer Teil der Bevölkerung steht wirtschaftlich ebenso 
wie nach der Bildung noch auf niedriger Stufe, namentlich die Slawen und Ru¬ 
mänen. Der Hauptteil des Landes, die große Tiefebene, ist ursprünglich Steppe 
(Pußta), weil der heiße, trockene Sommer viele ausdauernde Pflanzen ausschließt. 
Aber die fruchtbaren Lößgebiete sind längst in „Kultursteppe", d. h. in Ackerland 
umgewandelt. Weizen uud Mais werden massenhaft angebaut, so daß Ungarn 
eine der Hauptkornkammern Europas ist. Doch finden sich an den Flüsseu 
auch breite Sumpfländer und abseits von den Gewässern kahle Sandebenen, auf 
denen noch wie früher Herden von Rindern, Schafen und Pferd eil weiden. 
In Süduugaru wird viel Schweinezucht getrieben. An den Gehängen der Ge- 
birge gedeiht feuriger Wein, z.B. bei Tokai, Erlau, Ödenbnrg uud Ruft. -- 
Tie Bewohner der Karpaten widmen sich hauptsächlich der Waldwirtschaft, dem 
Flachs-, Kartoffel- und Gerstenbau. Im Ungarischen Erzgebirge liegen die zumeist 
von Deutschen bewohnten Orte Kremnitz und Schemnitz mit Silberbergbau. 
— Siebenbürgen liefert Holz, Getreide, Wein, Pferde, Schafe, Rinder und nameut- 
lich Gold, Kroatien uud Slavonien Getreide, Obst und Wein. 
Siedelungen. Die wichtigsten Städte im Königreich Ungarn sind: Ofen- 
Pest (Budapest), 880 000 Einw., Hauptstadt mit glanzvollen modernen Bauten, Mittel¬ 
punkt des Verkehrs, des Handels und der Industrie. — An der Theiß: Szegedin 
ißegedin), nach Budapest die größte Stadt Ungarns, 120 000 Einw.; südwestlich Maria 
Therefiopel, 90000 Einw., Mittelpunkt der getreide- und viehreichen deutschen 
Bacska (batfchka). — In den Pußten des Nordostens: Debreczin (debretzin), 90 000 
Einwohner, der Hauptort. — Das Gebiet im 80 zwischen Maros, Theiß und Donau, das 
sog. B a n a t, ist die Hauptkornkammer der Monarchie. Hauptstadt Temesvar, 
70 000 Einw. — In Siebenbürgen liegen die Sachsenstädte K r o n st a d t, He r m a n n - 
st a d t und K l a u s e n b u r g. 
Im Königreich ttroatien-Tlavvnien südlich der Drau: Agram,_ 60000 Einw., 
mit lebhaftem Handel. Bedeutend ist namentlich die Ausfuhr von Mastschweinen^ und 
Faßdauben aus den Gebieten der großen Eichenwälder. — Im Gebiet Jyhtmc (fiüme) 
am Onarnero (kwarnero): F i u m e , 50 000 Einw., die einzige Seestadt Ungarns. Ihr Wert 
wird aber dadurch eingeschränkt, daß sie dnrch hohe Gebirge vom Hanptlande getrennt ist.
	        
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