Full text: Außerdeutsche Länder Europas unter Berücksichtigung ihrer Kolonien, Die wichtigsten Länder in den außereuropäischen Erdteilen, wirtschaftsgeographisch betrachtet (Teil 6)

54 Die europäischen Staaten und ihre Kolonien. 
mit dem benachbarten Seebad Scheveningen, die Universitätsstadt Leiden und 
Haarlem. Vlissingen hat sich in jüngster Zeit wegen des starken Personenver- 
kehrs von und nach England und seiner guten Bahnverbindungen mit dem Hinter- 
lande zu einem bedeutenden Handelshafen entwickelt. 
Das südliche Geestland hat besonders Schafzucht; hier in malerischer 
Lage am Rhein Arnheim und Nymwegen. An den Ausläufern der Ardennen 
Maastricht. 
Den Nordosten Hollands nimmt Westfriesland ein mit dem Hauptkern des 
Friesenstammes; hier Groningen in musterhaft kolouifiertem Moorland. 
Beziehungen Hollands zum Deutschen Reich. Natur und Geschichte haben Hol- 
land in innige Beziehung zu unserem deutschen Vaterlande gesetzt. Das ganze Mittel- 
alter hindurch war Holland mit Deutschland vereinigt, und erst Kaiser Karl V. löste es 
(1556) vom Mutterlande ab, um es Spanien anzugliedern. Diese unnatürliche Verbindung 
führte in der Folge zu dem 89 jährigen Unabhängigkeitskampfe der Holländer, der 1648 
mit der Selbständigkeit Hollands endigte. Für Deutschland blieb das so wichtige Durchgangs- 
land zur Nordsee verloren. Dagegen bestehen in wirtschaftlicher Hinsicht noch heute sehr 
lebhafte Beziehungen zwischen Holland und Deutschland. Da dem Atlantischen Ozean näher 
gelegen als die deutschen Küstengebiete, bilden die Niederlande die natürliche Ausgangs- 
Pforte für den Handel des industriellen Westdeutschlands, und Rotterdam ist für diese Ge- 
biete, was Hamburg und Bremen für das mittlere und östliche Deutschland sind. Deutsch- 
land liefert an Holland: Steinkohlen, Roggen, Wollwaren, Eisenwaren, es empfängt: 
Bntter, Käse, Kartoffeln, Heringe, Gemüse, Pferde, Fleisch. 
England. (Großbritannien und Irland.) 
(315000 qkm, 45 Mill. Einw., auf 1 qkm 144.) 
Lage. England liegt nahe der Mitte der Landhalbkugel, gegenüber den 
kultiviertesten, verkehrsreichsten und dichtest bewohnten Staaten Europas und gleich- 
zeitig an dem befahrensten Meere der Erde, dem Atlantischen Ozean. Die Insel- 
natur hat die Bewohner frühzeitig auf das Meer hinausgewiesen, sie zu tüchtigen 
Seefahrern, wagemutigen Kaufleuten und erfolgreichen Kolonisten erzogen. Dazu 
gibt die allseitige Meeresumgrenzung dem Volke eine große Sicherheit gegen 
feindliche Angriffe. 
Die Wirkung des Meeres wird noch vergrößert durch die außerordentlich starke 
Küstengliederung: den Reichtum an Buchten und „ertrunkenen Flußtälern", 
deren Trichtermündungen auch Seeschiffen zugänglich sind. 
Tie Jnsellage beeinflußt das Klima, erzeugt milde Winter (Golfstrom!), großen 
Regenreichtum und dadurch die Wasserfülle der schiffbaren Flüsse. 
Bodenformen. Großbritannien gehört nach Bodenform und erdgeschichtlicher 
Entwicklung teils zu West-, teils zu Nordeuropa. Südostengland ist ein Teil des 
Pariser Beckens. Die Bergländer im SW gehören zu den Faltengebirgen der Stein- 
kohlenzeit. Nordschottland weist in seinem Gebirgsbau aus Norwegen. Das Haupt- 
merkmal der britischen Gebirgslandschaften ist ihre starke Abtragung und daher die 
sanften, „greisenhaften Bergformen". 
Englische Landwirtschaft. Sie hat ihren Hauptsitz im südöstlichen Tieflande, 
in Alt eng land, wo sie sich unter der Gunst der natürlichen Verhältnisse: eines
	        
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