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Dritter Abschnitt: Lesen.
ist, daß die Schüler genau auf das Wort des Lehrers merken müssen,
daß alles Sprechen der Schüler recht langsam, deutlich, lautrichtig und
von jedem einzeln ausgeführt wird. Das Chorsprechen tritt ein, wenn
die Mehrzahl der Kinder das Vorgesprochene gut nachspricht. Mit
aller Konsequenz muß dabei darauf gehalten werden, daß die Schüler
langsam, silbenweise, lautrein, richtig betont und in kleinen, aber voll¬
ständigen Sätzen sprechen. Um den Kindern den Unterricht interessant
zu machen, können Übungen im gleichzeitigen Aufstehen und Niedersetzen
nebenher gehen. Ebenso kann man das Nehmen und Weglegen der
Tafeln nach Zählen üben. Das Kommandowort sei sanft, aber bestimmt.
Nach dem Benennen der Gegenstände im Schulzimmer geht man zu
kleineren Beschreibungen über, z. B. der Hand, des Griffels (Haltung
des Griffels und Haltung des Körpers beim Schreiben). Die Dauer
dieser Sprechübungen hängt von der Befähigung der Kinder ab. Bei
geistig geweckten und sprachlich geförderten brauchen sie acht Tage nicht
zu überschreiten, während sie bei Kindern der unteren Stände, wo die
Eltern nicht hochdeutsch sprechen und sich wenig mit ihren Kindern
beschäftigen können, auf 2—4 Wochen ausgedehnt werden können.
Eine Ermüdung kann so leicht nicht eintreten, da diese Übungen selten
länger als 2/4 Stunde währen und die Kinder dann nach ihren Schiefer¬
tafeln greifen, um sich im Zeichnen zu üben.
b) Zeichenübungen. Alles, was das Kind mit dem Auge
auffassen und mit der Hand nachbilden soll, läßt der Lehrer vor den
Augen der Schüler durch Vorzeichnen an der Wandtafel entstehen,
zeigt dann auf jede gezogene Linie von ihrem Anfangspunkte bis zu
ihrem Endpunkte mittelst eines Stabes und läßt dabei von den Kindern
in vollständigen Sätzen aussprechen, was sie gesehen haben. Leichter
wird den Kindern diese Beschreibung werden, wenn jede Linie ihren
bestimmten Namen hat, z. B. stehende, liegende Linie, Ecklinie. Auch
hier muß wieder mit deu einfachsten und leichtesten Aufgaben be¬
gonnen werden.
c) Die Kinder lernen Silben unterscheiden und jeden
einzelnen Laut als Bestandteil eines Wortes kennen
(Analyse).
Wir können nicht unterlassen, zunächst die Bemerkung vorauszu¬
schicken, die Kinder nicht mit bedeutungslosen Silben, wie ab, ob, ib
oder ba, be, bi, bo, bu unnützerweise auszuhalten; alle Silben, welche
in Behandlung genommen werden, müssen sie in leicht verständlichen