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Rotenburg ob der Tauber. — Orvieto.
21. Rotenburg ob der Tauber. In Deutschland sind im Gegensatz zu Italien die Bergstädte verhält-
nismägig selten. Unter ihnen ist Rotenburg besonders eigenartig, da es ähnlich wie Besancon auf einer
Plateauzunge angelegt wurde, die von einer Flußschlinge wie von einem tiefen Graben umzogen wird.
Dadurch hatte die Stadt in der Art von „Kapstädten" wie Gibraltar an drei Seiten einen starken natür
lichen Schutz, der jedoch durch die Tatkraft der reichen Bürgerschaft künstlich durch Mauer- und Turmbau
erhöht wurde, so daß der jetzt abgelegene Ort einst zu den stärksten festen Städten unseres Vaterlandes zählte.
Den Zauber einer mittelalterlichen Feste hat sich Rotenburg mehr als irgendeine andere deutsche Stadt bewahrt.
22. Orvieto. Natürlichen Schutz gegen feindliche Angriffe bietet in besonderem Maße die „Berglage",
die Lage eines ganzen Ortes auf einem Hügel, der die Ebene überragt oder ins Tal vorspringt, oder auf
einem schwer zugänglichen vorspringenden und steil abfallenden Teil einer Hochfläche. Solche Berglage weisen
u. a. Merseburg, Trapezunt, Tivoli, Toledo, Lausanne, Culm und Graudenz auf, insbesondere aber bildet
sie in dem klassischen Lande der Bergstädte, in Italien, wo fast von jeder beherrschenden Bodenerhebung
eine Siedlung herabschaut, die Regel bei den von den alten Etruskern gegründeten Städten, wie bei
Orvieto, Perugia, Siena, Fiesole.