Full text: Allgemeine Erdkunde: Physische Erdkunde, Die Erde und das Leben, Wirtschaftsgeographie, Die Beziehungen des Deutschen Reiches zur Weltwirtschaft, Das Deutschtum im Auslande, Bilder zur Siedlungskunde (Teil 7)

B. Die Erde und das Leben: 3. Wirtschaftsgeographie. 
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Nachdem eine Zeitlang die jährliche Gesamtproduktion des Rübenzuckers die des 
Rohrzuckers übertroffen hatte, ist jetzt infolge Erweiterung des Zuckerrohranbaues in 
den Tropen und der Einführung maschineller Verarbeitung des Rohrs ein Gleich- 
gewichtszustand eingetreten. Von beiden Zuckersorten werden jetzt fast gleich große 
Mengen, jährlich etwa je 8,5 Mill. t, erzeugt. Da aber die zum Teil sehr dicht be- 
völkerten Rohrzuckerländer gleichzeitig einen starten Eigenverbrauch aufweisen*, ist 
von dem in den Welthandel gelangenden Zucker die größere Menge Rübenzucker. 
Bemerkenswert sind die Unterschiede im Verbrauch des Zuckers bei den 
verschiedenen Völkern. England und Nordamerika stellen die stärksten Zuckeresser, 
obgleich diese Länder verhältnismäßig wenig davon erzeugen. Die Vorliebe für süße 
Speisen und Getränke mag die Ursache dafür sein. Auffallend ist anderseits der ge- 
ringe Zuckerverbauch z. B. in den südeuropäischen Ländern, deren Bewohner in 
der Fülle stark zuckerhaltiger Früchte einen Ersatz für den künstlichen Zucker finden. 
4. Wein und Bier. 
Der Wein, aus den Vorländern des Kaukasus stammend, ist heute von 
großer wirtschaftlicher Bedeutung in Europa, das T9¥ der gesamten, übrigens 
sehr schwankenden Welternte (im Durchschnitt der letzten Jahre etwa 150 Mill. dl) 
erzeugt. Die wärmeren Länder der Gemäßigten Zone und die Mittel- 
meerländer sind die Hauptweinbaugebiete. Diese bringen vielfach süße, 
feurige, likörartige Weine hervor, während die Trauben der Gemäßigten Zone 
sich durch geringeren Zuckergehalt und feines Aroma auszeichnen. 
Österreich-Ungarn 
Frankreich Jtalien Spanien I ÜbrStaaten 18% 
ZK % 
27% 
12% 
7% 
j 
E u r o p a 91% 
89. Weingewinnung 1908: 180 Mill. hl. 
Frankreich, das ein reichliches Drittel, und Jtalien, das ein knappes 
Drittel der Welternte liefert, sind die ersten Weinländer der Erde. Ihnen folgen 
in Europa Spanien, Österreich-Ungarn und Portugal (Fig. 89). Deutsch- 
land erzeugt nur eine geringe Menge (noch nicht 2S der Welternte), aber seine 
Rhein- und Moselweine werden am meisten geschätzt und erzielen die höchsten Preise. 
In den letzten Jahrhunderten wanderte der Wein mit den europäischen Kolo- 
nisten in die ihm zusagenden Gegenden anderer Erdteile. Aber weder die Menge noch 
die Qualität der außereuropäischen Weine ist bemerkenswert. 
Das Bier. Die Rohstoffe des Bieres sind Malz und Hopfen. Das Malz 
wird aus der Gerste gewonnen. Den Weltmarkt im Hopfen beherrschen die 
mitteleuropäischen Staaten und die Union. Das meiste Bier brauen die 
Union und das Deutsche Reich. Für den Versand in alle Welt kommen vor 
allem die bayrischen und die böhmischen Biere in Betracht. England führt große 
Mengen in seine Kolonien aus. 
5. Kaffee. 
Eins der am weitesten verbreiteten Getränke liefert der Kaffee, dessen Genuß 
bei den Kulturvölkern aber noch verhältnismäßig jung ist und in Deutschland erst 
gegen Ende des 17. Jahrhunderts bekannt wurde. 
* Britisch-Jndien muß sogar noch große Mengen Zucker einführen.
	        
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