Full text: Heimatkunde der Provinz Westfalen

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Stürme entwurzelten ganze Wälder, welche in dem Schlamm und Wasser 
versanken. Neue Pflauzeu wuchsen empor und teilten das Schicksal der 
Vorgänger. Wasser uud Schlamm schlössen die niedergesunkenen Pflanzen 
von dem Sauerstoff der Luft ab uud verhinderten so ein Verfaulen der- 
selbem Unter dem Drnck der darüber liegenden Schlamm- und Wasser- 
Massen und durch die dadurch hervorgerufene Wärme verwandelten sich 
die Pflauzeureste nach und nach in Steinkohle. Hin und wieder mögen 
auch die Fluteu des Meeres dem gesamten Pflanzenleben ein jähes Ende 
bereitet haben, indem sie durch die mitgeführten Sand- und Schlamm- 
mafsen deu Wald bedeckteu. Aus deu Schlamm- und Sandmassen haben 
sich dauu die zwischen den einzelnen Kohlenflözen liegenden Kohlen- 
sandsteine und der Kohlenkalk gebildet. Die Zeit, in der die Stein- 
kohle mit den dazwischen liegenden Gesteinen entstanden ist, 
heißt die Kohlenformation, sie gehört noch zum Altertum 
der Erde. (Seite 14.) 
Lauge nachdem sich die Steinkohlen gebildet hatten, überfluteten die 
Wellen des Meeres wieder das weite Gebiet der Münsterscheu Bucht. 
Wo heute wogende Saatfelder und grüne Wiesen lachen, tummelten sich 
damals die Bewohner der Tiefe. Neben zahlreichen Seeigeln, Arm- 
füßlern, Muscheln, Kopffüßlern (Ammoniten), Krebsen schwammen riesige, 
seltsam geformte Wassereidechsen, die Ichthyosaurier uud Plesiosaurier 
umher, während Flugeidechsen auf dem Lande ihrer Beute nachjagten. 
Beim Tode sank der Körper der Tiere zu Boden, die Fleischteile ver- 
westen, während die Schlamm- und Sandmassen die festen Bestandteile 
ausfüllten oder umhüllten und allmählich zu festem Gestein erstarrten. 
Beim Gewinnen der Sandsteine und der Aulage vou Gruben werden 
die Reste jener Tiere bloßgelegt.^) 
Wie sind die Gesteine der Münsterschen Bucht entstanden? 
Die Welleu des Meeres unterwühlten und zertrümmerten die Gesteine 
am Ufer; die iu die Bucht mündenden Bäche und Flüsse brachten Geröll, 
*) Tiere der Kreideformation, deren Reste in der M. B. gefunden sind: 
Korallen: Serpula gordialis. 
Weichtiere: Kopffüßler: Arnrnonites varians, A. Catinus, A. Seppenradensis 
(1,8 rn im Durchmesser). (Im ganzen etwa 60 Speeies von Ammoniten.) Belernites 
rninirnus, Belernuittella quadrata, B. raucronata. Nautitilus elegans. Armfüßler: 
Terebratula alata. 
Muscheln: Trigonia alaeforrnis u. v, a. 
Die Gesteine der Kreideformation zerfallen nach ihrem Alter in folgende 
Unterabteilungen oder Schichten: 
1. Wealden, Neocom, Gault. (Untere Kr.) 
2. Cenoman, Turon. (Mittlere Kr.) 
3. Unter- und Ober-Senon. (Obere Kr.)
	        
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