fullscreen: Lesebuch für Mittel- und Oberklassen gehobener Mädchenschulen

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Es ruft dein Odem: „Werde!" 
Und bläst das Lichtlein ans. 
Kein Sperling fällt vom Dache, 
Ohn' dich vom Haupt kein Haar; 
O theurer Vater, wache 
Bei uns in der Gefahr! 
Erhalt' uns frei von Sünden, 
Schütz' uns vor jähem Tod, 
Daß wir den Himmel finden 
Bei dir, nach letzter Noth. 
13. Mein Heiland sieht herab auf mich. 
Es hängt zu meines Bettes Häupten 
Ein schlicht und einfach Christusbild, 
Des Mittlers Antlitz ist so heilig, 
Sein Blick so schmerzvoll und so mild. 
Oft wenn ich Nachts, wo Alle schliefen, 
Der Letzte, leis' in's Zimmer schlich, 
Dacht' ich, dem milden Blick begegnend, 
„Dein Heiland sieht herab auf dich!" 
Und wenn ich bei der Lampe Schimmer 
Mit Sorg' und Kummer schlaflos rang, 
Wenn alles Weh in mir erwachte, 
Was ich bei Tag mit Müh' bezwang, 
Da hob die thränenfeuchten Augen, 
Ich unwillkürlich über mich, 
Und ries, erleichtert und erleuchtet: 
„Dein Heiland sieht herab auf dich!" 
Und oft in bangen Zweifelstunden, 
Wo sich die Seele selbst verliert, 
Wo sich Verdienst und Schuld vermischen, 
Wo Wahnwitz sich mit Lorbeern ziert, 
Da, wenn ich hinsank, abgemattet, 
Erbittert auf die Welt und mich, 
Ein Blick von oben, — und ich fühlten 
„Dein Heiland sieht herab auf dich!" 
Wenn in der Krankheit Fiebergluteu 
Auf meinem Bett ich stöhnend lag, 
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