Full text: Die fremden Erdteile (H. 3)

Die Tiefländer Südamerikas. 
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Gras bestanden. Die Flüsse treten aus dem Ufer und bedecken große 
Strecken seeartig. Wenn der Regen aufgehört hat, zieht sich das Wasser 
zurück; das Gras vertrocknet in den höheren, flußabseits gelegenen 
Strecken. Nur die an den Ufern der Flüsse gelegenen weiten Gebiete 
sind auch in dieser Zeit feucht und mit frischen Weidegräsern bedeckt. 
Der Wald hat durch die Weidetiere, die die Baumkeime abgefressen haben, 
sehr gelitten und ist in den höheren Stellen nur parkartig, an den Flüssen 
größer, während das Delta einen einzigen Urwald bildet. Zahlreich ist 
während der Regenzeit die Tierwelt vertreten durch Krokodile, Schlangen, 
große Fledermäuse, stechende Insekten. Den Herden stellt der Jaguar 
nach. Die Steppen werden zur Viehzucht verwertet. Rinder, Pferde, 
Maultiere werden, zum Teil verwildert, in großen Herden gehalten. Sie 
weiden während des Sommers in den höheren Teilen; während des 
Winters werden sie in die feuchten Gegenden an den Flußufern getrieben. 
In den Flüssen lebt der Zitteraal. Die Bevölkerung ist sehr gering und 
besteht aus zerstreut wohnenden Indianern und Hirten, deren einfache, 
mit Fellen bedeckte Hütten Tagereisen von einander entfernt liegen. An 
den Steppenflüssen haben sich kleine Handelsstädte entwickelt. So sind 
die Llanos ein großes Steppenland. 
B. Das Tiefland des Amazonas, ein mächtiges Waldgebiet. 
Das Tiefland des Amazonas oder die Selvas erstreckt sich vom 
Ostfuße der Anden bis an den Atlantischen Ozean zwischen dem Hochland 
von Guayana (gwajäna) und dem von Brasilien. Im Nordwesten geht 
es durch eine niedrige Bodenschwelle in die Llanos über, während es im 
Südwesten zwischen Anden und Brasilianischem Hochlande bis gegen den 
20.0 südl. Breite reicht, wo es gleichfalls durch eine niedrige Boden- 
erhebung vom Tieflande des Paranä geschieden wird. Das Tiefland 
nimmt mit einer westöstlichen Länge von 3000 km und einer wechselnden 
Breite einen Raum von ungefähr 7 Mill. qkm ein. — Es ist ohne 
merkliche Erhebungen, reich an fruchtbarem Schlammboden, enthält aber 
auch Ton, Lehm und Sand. — Das Tiefland wird vom Amazonas ent- 
wässert. Derselbe tritt, nachdem er das Gebirge im Pongo von 
Manseriche durchbrochen, ins Tiefland, durchfließt es in westöstlicher 
Richtung und mündet in einer durchschnittlich 80 km breiten Bucht, die 
sich am Ende sogar bis gegen 300 km verbreitert. Dieser über 
5500 km lange Strom ist 4000 km weit, bis an den Fuß des Ge¬
	        
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