Full text: Physische Geographie

— 85 — 
aber auch in manchen Tälern die Rauheit des Klimas. Föhnwinde hat man, seit- 
dem man den Luftbewegungen größere Aufmerksamkeit zuwandte, in vielen 
Gebirgen und selbst in Grönland beobachtet. — Zu den lokalen Winden gehören 
ferner die trockenen und heißen Staubwinde, die man in Nordafrika als Sa- 
mum, in Italien als Sciroeeo * bezeichnet. Sie haben ihren Ursprung in den 
Wüsten Afrikas und Arabiens. 
Endlich sei noch kurz der verheerenden Wirbel stürme gedacht. Sie ent- 
stehen, wenn in einem nicht zu großen Minimum der Lustdruck bedeutend geringer 
ist als in der Umgebung, und zeigen die Eigentümlichkeit, daß sie oft über Hunderte 
von Kilometern fortziehen. Daraus erklärt sich auch die Verschiedenheit der Ein- 
Wirkung aus die betroffene Gegend. Einem heftigen Wüten des Windes folgt 
nämlich, während das Zentrum mit dem aufsteigenden Luftstrome vorüberzieht, un- 
heimliche Totenstille, worauf der Sturm mit erneuter Gewalt, aber aus entgegen- 
gesetzter Richtung einsetzt. Die Wirkung der Wirbelstürme ist zuweilen furchtbar; 
so sind 1876 im Mündungsgebiete des Ganges durch einen solchen 215000 Men¬ 
schen ums Leben gekommen. Man nennt sie gewöhnlich Zyklone; die in den 
chinesischen Gewässern auftretenden werden als Teifnne, die in Nordamerika als 
Tornados bezeichnet. — Durch Wirbelstürme von sehr kleinem Durchmesser ent- 
stehen die Sand- und Wasserhosen oder Tromben, bei denen gewaltige Sand- und 
Wassermassen in die Höhe gewirbelt werden. 
§ 22. 
Die Niederschläge. 
Fortwährend verdunstet an der Erdoberfläche eine ungeheure Menge Wasser. 
Selbst Schnee und Eis sind der Verdunstung unterworfen. Ist sie auch an 
keine bestimmte Temperatur gebunden, so nimmt sie doch mit der Erhöhung der- 
selben zu. Daher wirkt sie am Tage, im Sommer und in heißen Gegenden beträcht- 
licher als in der Nacht, im Winter und in hohen Breiten. Der entstandene Wasser- 
dampf durchdringt, da er noch nicht 2/3 soviel als Luft wiegt, die Atmosphäre, 
bis sie gesättigt ist, d. h. bis sie nicht mehr von ihm aufnehmen kann. Steigt ihre 
Temperatur, so erhöht sich der Sättigungspunkt; fällt sie, so wird ein Teil der 
Feuchtigkeit ausgeschieden. In trockener Lust geschieht die Verdunstung schneller 
als in feuchter. Bei ruhiger Atmosphäre tritt der Sättigungszustand früher ein als 
bei bewegter. Der Wasserdampfgehalt der Luft ist in den äquatorialen Breiten 
am größten; mit zunehmender Breite verringert er sich fortgesetzt. Ebenso geht seine 
Abnahme mit der Höhe rasch vor sich. Bei 2000 m hat man schon die Hälfte 
des in der Atmosphäre enthaltenen Wasserdampses unter sich, bei 6500 in 9/10. 
Die oberen Luftschichten sind beinahe trocken. 
Der Feuchtigkeitsgehalt der Luft wird auf doppelte Weise ausge- 
drückt. Gibt man den wirklichen Gehalt einer bestimmten Luftmenge an Wasser- 
dampf an, so bestimmt man ihre absolute Feuchtigkeit, z.B. 13 g auf 1 cbm. 
Drückt man dagegen das Verhältnis der in der Lust vorhandenen Wasserdamps- 
menge zu der, die nach der jeweiligen Temperatur darin vorhanden sein könnte, 
in Prozenten aus, so ergibt sich ihre relative Feuchtigkeit. Die absolute Feuchtig- 
*) Sprich: schirvkko.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.