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der Temperaturkarte im Atlas die Gegenden, die gleiche mittlere Jahrestemperatur
mit dem Harze habeu, und begründe diese Erscheinungen nach den drei Haupt-
Klimagesetzen!) Damit stehen die reichen Regenmengen des Harzes im Zusammen-
hange. (Weise diesen Zusammenhang nach! Stelle nach der Regenkarte im Atlas
die Gebiete zusammen, welche mit dem Harze gleiche jährliche Regenmengen haben,
und suche die Gründe für diese Erscheinungen auf!)
Im Oberharze sind die Schneemengen des Winters oft derartig, daß aller
Verkehr benachbarter Orte abgeschnitten ist. Charakteristisch für den Oberharz ist
der schroffe Wechsel der Temperatur an ein und demselben Tage, weshalb es vor-
kommt, daß selbst im Sommer am Morgen oder Abend geheizt werden muß.
Die durchschnittlich niedere Temperatur, »der oft scharfe Wind und der hohe Wasser-
gehalt der Luft nötigen den Oberharzer, sein Hans mit Brettern zu beschlagen
und in demselben Schiebefenster (nicht Flügelfenster) anzubringen, welche der Wind
nicht aufreißen kann. Sonst ist das Klima wegen der leichten Höhenluft der Gesuud-
heit zuträglich. Schon mancher Flachlandbewohner hat in den Städten Andreas-
berg, Clausthal, Zellerfeld, welche über der Grenze der Tuberkulose liegen, Lin-
dernng seines Lnngenleidens gefunden.
Das Klima des Unterharzes ist bedeutend milder als das des Oberharzes.
Im Unterharze gedeihen überall die herrlichsten Laubwälder, ja auf den Hoch-
ebenen dehnen sich zwischen den Wäldern weite mit Kornfeldern bedeckte Flächen
aus. Im Oberharze dagegen herrscht der Nadelwald vor. Die abgehärtete und
anspruchslose Fichte steigt bis gegen 950 m empor. Höher hinauf erscheinen die
verkümmerten Bäume als sogenanntes Knieholz. Das Brockenhaupt selbst ist kahl.
e. Die Bewohner des Harzes.
Die unfruchtbaren und rauhen Hochflächen des Harzes konnten nicht zur
Anfiedlnng einladen, und die engen Thäler boten keinen Raum für Entwickeluug
größerer Wohnplätze. Einzig und allein der Bergbau war die ursprüngliche Ver-
anlassung zur Besiedelung des Harzes.*) Aus verschiedenen Gegenden kamen des
Bergbaues kundige Männer, um die Erzlagerstätten des Harzes zu erschließen.
So finden wir hier die Eigentümlichkeit, daß auf kleinem Räume so viel ver-
schiederte deutsche Volksstämme, wie Sachsen, Thüringer, Schwaben, Hessen, Friesen
und Flamländer, vertreten sind. So verschieden die Harzbewohner nach Ab-
stammung und Sprache sind, so verschieden sind sie auch nach Charakter, Begabung,
äußerer Erscheinung und Sitte. Doch haben aber auch die gleichen Lebensver-
Hältnisse, gleiche Arbeit, Not und Sorge manche übereinstimmenden Merkmale
hervorgerufen. So treffen wir überall ein kräftiges und thätiges Volk, das nn-
verdrossen seine schwere Arbeit verrichtet; wenn auch mancher schmächtig und-
*) Im Harze kommen im Durchschnitt wenig mehr als 50 Einwohner auf 1 qkm. Die
größten Städte im Oberharze sind: Clausthal (8900 Einwohner), Zellerfeld (4400), St. Andreas-
berg (4200), Lautenthal (2800), Altenau (2100(, Grund (1800), Wildemann (1300); im Unter-
harze: Benneckenstein (3900), Elbingerode (3200), Harzgerode (2800), Hasselfelde (2600), Stolbera
(2200), Güntersberge (900).