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Belgien und Holland.
Produkte und Beschäftigung.
Dem Klima der Länder entsprechend ist
die Flora ^Belgiens weit reicher als die
holländische. Vor Allem zeichnet sich Bel-
gien durch
Wald und Getreide
aus, während das kahle, waldarme Holland
(mit Ausnahme Luxemburgs) doch durch seine
Wiesen und Gartengewächse
hervorragt.
In öeiden Ländern findet man
treffliches Rindvieh,
gute Pferde und Schafe.
An Filchen und Seevögeln ist Ueberfluß.
Dagegen hat ZZelgien allein die reichen
mineralischen Produkte der Ardennen:
Steinkohlen und Eisen
(letzteres auch in Luxemburg).
Endlich besitzt Belgien außer dem be-
rühmten Seebad Ostende ein vielbesuchtes
Mineralbad in Spaa.
Holtand hat dagegen in Scheveningen
(nordwestlich vom Haag) eines der ersten
Seebäder der Nordsee.
Die wichtigsten Beschäftigungen der Bel-
gier sind demnach:
Ackerbau;
Bergbau;
Industrie:
in der Ebene: Baumwollen- und Leinen¬
industrie;
im Hügelland: Eisenindustrie (Maschi-
nen- und Gewehr-
sabrikation).
(Hauptsitze der Industrie: Brüssel,
Gent, Brügge, Courtray, Tournay,
Lüttich, Berviers.)
Handel (zugleich vermittelt durch das dich-
teste Eisenbahnnetz, welches irgend ein
Land besitzt).
(Landhandelsplätze: Brüssel, Gent,
Brügge, Lüttich, Namur, Tour-
nay.
Seehandelsplätze: Antwerpen und
Ostende.)
Die Hauptbeschäftigungen der Holländer
find:
Handel (besonders Uebermittelung ihrer Co-
lonialprodukte. Hauptsitze sind Amster-
dam, Rotterdam, Vlissingen, Dordrecht);
Fischerei (Heringsfang) und
Viehzucht.
Dazu kommt
Gartenbau (besonders Blumenzucht) und
Schissbau.
Stämme und Religion.
In Helsen finden wir zwar Ein-
heit in der Confession (das katholische
Bekenntniß ist überwiegend),
dagegen Manigfaltigkeit in
Bezug auf Nationalität.
In der Ebene wohnen die germa-
nischen Vlämen (über die Hälfte),
im Bergland die romanischen Wal¬
lonen.
Holland hat Einheit in der Na-
tionalität (Germanen),
jedoch Manigfaltigkeit in Bezug
auf Confession.
Die reformirte Kirche (3/5) ist über¬
wiegend,
die katholische Confession findet sich
wesentlich in Nordbrabant, Lim-
bürg und Luxemburg.
Außerdem giebt es Lutheraner u. a.
Die Vlämen Belgiens ähneln den
Holländern,
die Wallonen Belgiens dagegen den
Franzosen.
Der Holländer kommt in seinem
Charakter dem Norddeutschen nahe. Noch
ernster als dieser, ist er äußerst betrieb-
sam, fleißig und bedächtig. Sprichwort-
lich ist sein Phlegma und seine Reinlich-
keit.
Leider haben die materiellen Bestre-
bungen das Uebergewicht uud die an sich
gute Volksschule leidet unter dem
Princip der Confessionslosigkeit.
Universitäten
in Holland:
Leijden,
Utrecht und
Groningen.
In Belgien haben wir zwar 4 Uni-
versitäten:
Gent,
Lüttich,
Löwen und
Brüssel,
aber die Bolksbildnng^steht im Ver-
hältniß zn der holländischen zurück.
Provinzen
Belgien zerfällt in 9 Provinzen:
1. Das vlämifche Belgien:
Westflandern,
Ostflandern,
Antwerpen,
Brabant,
Limburg.
2. Das französisch-wallonische Belgien:
Hennegau,
Namur,
Luxemburg,
Lüttich.
Belgiens Industrie hat das Auf-
blühen so vieler großer Städte ver-
anlaßt, daß wir nirgends auf dem Cou-
tinent Aehnliches finden.
Brüssel, 180,000 Einw. Im Cen¬
trum des Landes. Hier die Sprachgrenze
des Französischen und Vlämischen, wie
auch die physikalische Grenze des Hügel-
landes und der Ebene.
Antwerpen, 126,000 Einw. Erster
Hafen- und Hauptwaffenplatz Belgiens.
Gent, 121,000 Einw. Der alte Glanz
infolge der Tuchmacherei, der jetzige in-
folge der Baumwollenspinnerei.
Lüttich, 106,000 Einw. Im Central-
gebiete der Maaö, in einer der Hanpt-
stätten von Kohlen und Eisen.
Brügge, 50,000 Einw. Es sank in-
folge der Versandung der Häfen.
Holland zerfällt, abgesehen von dem
Großherzogthum Luxemburg, in 11P r o -
vinzen.
Im Süden:
Nordbrabant.
Im Osten:
Limburg,
Geldern,
Overijssel,
Drente,
Groningen,
Westfriesland.
Im Westen:
Nordholland,
Südholland,
Utrecht,
Zeeland.
In Holland finden sich die größten
Städte in den 2 am dichtesten bevöl¬
kerten Provinzen Nord- und Südhol-
land. — Infolge der zahlreichen belebten
Canäle, schattigen Alleen, netten Häuser