Oesterreich - Ungarn. 
81 
Gebirge, Hoch- und Tiefland. 
Die Bodenform zeigt die größte 
Manigfaltigkeit, doch ist Oesterreich vor- 
wiegend gebirgig. 
Die ganze Gebirgswelt gliedert sich 
in 3 Gruppen: 
1. Die Alpen (wesentlich die Ostalpen), 
2. die Karpaten, 
3. die böhmisch-mährischen Gebirge. 
Die Karpaten bilden den östlichen 
Flitgel der Mittelgebirge Centraleuropa's, 
welcher halbmondförmig in einer Anö- 
dehnung von 160 Meilen und einer Kamm- 
höhe bis zu 4000' die große ungarische 
Tiefebene umgiebt und die Hauptwasser- 
scheide zwischen der Ostsee und dem schwor- 
zen Meere bildet. Das Ganze ist metall- 
reich. (Gold findet sich besonders im 
ungarischen Erzgebirge — hier das meiste 
Gold in Europa —, Steinsalz am 
Nord- und Südabhauge des Gebirges.) 
Die Karpaten zerfallen in 2 Gebirgs- 
ins ein, in 
das nordungarische und fiebenbürgische 
Hochland und in das beide verbin- 
dende 
Karpatische Waldgebirge (geringe Breite 
und Höhe). 
Zu dem nordungarischen Hochland 
gehören 
die Kleinen Karpaten, 
das Jablunkagebirge, 
die Beskiden, 
die Tatra (hier die höchste Erhebung 
des Gebirges [über 8000'], doch 
kein ewiger Schnee und keine Glet- 
scher — eine wichtige klimatische, 
Vegetations- und Völkerscheide), und 
das ungarische Erzgebirge. 
Zu dem siebenbllrgischen Hoch- 
land gehören 
die tra» galvanischen Alpen (wieder be- 
sonders hoch, 7000' —8000') und 
das fiebenbürgische Erzgebirge. 
Von den Tiefebenen nehmen den groß- 
ten Raum die 3 Donaubecken ein: 
das Marchfeld, eins der Hauptschlacht- 
selder Deutschlands, 
die große (= 1700 □Mltt.) und 
die Kleine ungarische Tiefebene, 
und der zum sarmatischen Tiefland ge- 
hörige nördliche Theil von Galizien. 
Flüsse und Seen. 
6 Stromgebiete gehören Oesterreich 
an, das 
der Elbe, 
- Dder, 
- Weichsel, 
des Po und 
- Rhein, 
vor Allem aber das der 
Donau (180 Mln. in Oesterreich), 
welche die sonst so verschiedenen Theile 
einigt. (Das ganze Stromsystem der 
Donau vergleiche unter Deutschland.) 
Dazu kommen noch 
Dniestr und 
Tisch. 
Von diesen hat natürlich nur die 
Donau wirkliche Bedeutung für den 
österreichischen Staat. Ihr Einfluß aber 
würde noch größer sein, wenn sie nicht 
durch starke Strömung im oberen Lauf, 
Stromschnellen und Felsenriffe im mitt- 
leren Lauf und Versandung des Bettes 
im Unterlaufe der Schiffahrt vielfache 
Hindernisse in den Weg legte. Dazu 
kommt ihre Mündung in ein Binnenmeer 
statt in den freien, offenen Ocean. 
Canäle finden sich besonders im Do- 
nau- und Theißlauf der großen ungari- 
schen Tiefebene. 
Unter den Seen find 
die herrlichen Alpenseen (besonders 
im Salzkammergut — unter ande¬ 
ren der Traunsee oder Gmundener 
See), 
die eigenthümlichen karpatischen 
Bergseen (Meeraugen genannt) 
und 
die ungarischen Steppenseen 
(der Neusiedler See — jetzt ausge- 
trocknet — und 
der Plattensee, 18 □Mln., der größte 
See des Staates) 
zu nennen. 
4 
Klima. 
Die bedeutende Ausdehnung von Nord- 
nach Süd, die große Manigfaltigkeit der 
vertikalen Erhebungen, der Gegensatz der 
Küstengegenden und der continentalen 
Landmassen (besonders Ungarn): alles dies 
ruft natürlich einen großen Unterschied 
der einzelnen Theile in klimati- 
scher Hinsicht hervor. 
Im Allgemeinen ist jedoch das 
Klima als sehr günstig zu bezeichnen. 
Im Einzelnen unterscheiden wir 
wesentlich 3 Gürtel: 
den südlichen, von 41° — 46° (der 
wärmste), 
den mittleren, von 46° — 49° (ge- 
mäßigt), 
und den nördlichen, von 49°—51° 
(kühler). 
Der mittlere Strich, welcher die 
größte Ausdehnung, zugleich die größte 
Verschiedenheit in der Bodenerhebung und 
daher auch unter derselben Breite die 
größten klimatischen Gegensätze aufweist, 
zeigt verhältnißmäßig eine Abnahme der 
mittleren Temperatur nach Osten hin. 
Wie groß die Gegensätze der mittleren 
Zone sind, beweist die Thatsache, daß die 
Temperatur der Alpengipfel im Allgemei- 
nen der des 70° nördlicher Breite ent- 
spricht, während die Bewohner von Ungarn 
unter einem milden Himmelsstriche woh- 
nen, ja im Sommer glühend heiße Tage 
zu ertragen haben. 
Als besonders gefürchtete Winde sind 
die berüchtigte Sora und der Sirocco oder 
Föhn zu erwähnen. 
Der erstere ist der trockene Nordost- 
wind, welcher vorzüglich in den drei ersten 
Monaten des Jahres von den illyrischen 
und kroatischen Gebirgen her die Küste 
bestreicht und namentlich das Aus- und 
Einlaufen der Schiffe hindert. 
. Der Föhn ist der Bora genau ent- 
gegengesetzt. Er zeigt sich als ein schwüler 
Westsüdwestwind, welcher Ende des Som- 
mers und im Herbste Tirol, Jllyrien und 
Steiermark heimsucht, die Hitze bis zur Un- 
erträglichkeit steigert und als häufiger Vor- 
böte von Regen nicht selten große Ueber- 
schwemmungen verursacht. 
11
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.