Full text: Physische und politische Erdkunde der außerdeutschen Länder Europas und Amerikas (Teil 2)

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dem aber noch ein hoher Sinn sich gesellen muß. um den Gegenstand 
in seinem ganzen Umfange zu übersehen, den höchsten darzustellenden 
Moment zn finden und ihn also aus seiner beschränkten Wirklichkeit 
herauszuheben und ihm in einer idealen Welt Maß, Grenze, Realität 
und Wurde zu geben. 5. Anmut. Der Gegenstand aber und die 
Art ihn oorzustellen sind den sinnlichen Kunstgesetzen unterworfen, 
uämlick der Ordnung, Faßlichkeit, Symmetrie, Gegenstellung u. s. w., 
wodurch er für das Auge schön, d. h. anmutig wird. 6. Schönheit. 
Ferner ist der Gegenstand dem Gesetz der geistigen Schönheit unterworfen, 
die durch das Maß entsteht, welchem der zur Darstellung oder Hervor¬ 
bringung des Schönen gebildete Mensch alles, sogar die Extreme, zu 
unterwerfen weiß. 
Die Gruppe des Laokoon z. B., eines der berühmtesten Meister- 
werke aus der Zeit der rhodischen Kunst, erfüllt alle diese Bedingungen 
in hohem Maße. Diese Gruppe wurde im Jahre 1500 unter Papst 
Julius II. in dem Gewölbe eines Weinberges, das ein Wasserbehälter 
eines Bades gewesen zu sein scheint, entdeckt. Sie befindet sich jetzt im 
Vatikan zu Rom. 
Die Malerei stellt das Schöne, d. h. gesetzmäßiges Leben in seiner 
größten Thätigkeit und Vollkommenheit, gleich der Plastik in Umrissen, 
jedoch auf flachem Grunde und mittelst Linien und Farben dar. Der 
Grund aller Malerei ist aber die Zeichnung, so wie sie eigentlich 
Grund aller bildenden Künste ist. Da aber die Kupferstecherei nichts 
weiter als eine Zeichnung mit dem Grabstichel oder der Radiernadel 
ist, so ist sie, ästhetisch betrachtet, keine besondere Kunst; ja alle hierher¬ 
gehörigen vervielfältigenden Künste, die ans flachem Grunde etwas 
darstellen, also auch das Sticken, das Lithographieren, der Holzschnitt, 
Stahlstich, Kupferstich, Mosaik, Glasmalerei und dergl. sind mit der 
Malerei eins und dasselbe; nur ist diese unter allen die vollendetste, 
weil sie durch ihre Mannigfaltigkeit und Ausführung, durch Farben¬ 
gebung, durch Licht und Schatten das Auge ganz beschäftigt und das 
ästhetische Gefühl ganz befriedigt, während die andern nur eine unvoll¬ 
ständige und schwächere ästhetische Wirkung üben. 
Es sind demnach bei der Malerei zuvörderst die Farben das¬ 
jenige, was ihr so viel Vollendung giebt. Diese haben schon an fick 
ihre Bedeutsamkeit, und nach ihrer Verschiedenheit wirken sie auch ganz 
verschieden aus uns, ohne daß man jedoch der Ursache theoretisch nach¬ 
kommen kann. Es giebt drei Grundfarben: Rot, Gelb und Blau, 
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