Full text: Geschichte der neueren Zeit (Teil 3)

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5var, König von England geworden war, während er selbst noch innner Kur- 
fürst hieß. Um nun die Königskrone auch sich zu verschaffen, wandte er sich 
an den deutschen Kaiser Leopold und suchte ihn für seinen Plan zu gewin- 
nen, tu seinem, vom deutschen Reiche unabhängigen Herzogtume Preußen 
den Titel „König" anzunehmen. Er leistete ihm das Versprechen: das Kur- 
haus Brandenburg solle bei jeder Kaiserwahl dem Hause Habsburg seine 
Stimme geben und in allen Kriegen den Kaiser unterstützen. — Der Kaiser, 
welcher bei der eben erfolgten Erledigung des spanischen Thrones die mäch- 
tigsten Reichsfürsten auf seiner Seite zu sehen wünschte, ward endlich für 
seinen Plan gewonnen. Jetzt nahm der Kurfürst den Titel eines Königs 
in Preußen an und setzte sich und seiner Gemahlin am 18. Januar 1701 
Zu Königsberg in Preußen unter großer Feierlichkeit die Krone auf, nach- 
dem er am Tage vorher zum Andenken dieser großen Begebenheit den 
schwarzen Adlerorden mit der Inschrift Simm cuique (Jedem das Seine) 
gestiftet hatte. Die Anerkennung der neuen Königswürde erfolgte bald auch 
von allen anderen Mächten. *) 
Aber was ursprünglich ein Werk der Eitelkeit war, wurde in der Folge 
ein Meisterstück der Staatsklugheit. Friedrich schien damit seinen Nach¬ 
folgern zu sagen: „Ich habe euch einen Titel verschafft, macht ihr euch 
seiner würdig." 
(1. Preußen ein Königreich seit 1791. —Friedrich I. (1701—1713). 
Unter diesem ersten Könige erhielt der preußische Staat durch glückliche 
Umstände bedeutenden Zuwachs. Ihm fielen, in Folge des Erbrechts, die 
Grafschaften Mörs und Singen zu; die Grafschaft Tecklenburg in West- 
Nen wurde durch Kauf erworben. Nach dem Tode des spanischen Königes, 
Karl II., nahm er als Herzog von Cleve, vermöge alter Ansprüche, Geldern 
in Besitz; auch ward er nach dem Erlöschen des regierenden Hauses Longue- 
ville als Fürst von Ncufchatet (Neuenbürg) und Valengin in der Schweiz 
anerkannt. — Die Wissenschaften und Künste erfreuten sich des besonderen 
Schutzes des Königes. Er stiftete noch als Kurfürst 1694 die Friedrichs- 
Universität zu Halle, und 1700 die Akademie der Wissenschaften in den? 
von ihm verschönerten Berlin. 
Friedrich Wilhelm I. (1713—1740). -— Dieser schlichte und ein- 
fache Fürst unterschied sich mit seinem derben Wesen vorteilhaft von den 
weiften in französische Unsitten verfallenen regierenden Zeitgenossen. Er war 
deutsch durch und durch und ein Feind alles äußeren Scheines. Sparsamkeit 
*) Der ursprüngliche Titel war also König in Preußen; erst Friedrich 
der Große nannte sich seit 1772 König von Preußen. König in Preußen 
nannte sich Friedrich I., weil sein Königstitel sich nur auf preußisches, nicht 
aber auch auf brandcubnrgisches Laud erstreckte, und zweitens, weil er nicht 
das ganze Preußenland besaß, sondern nur einen Teil desselben: denn der 
andere gehörte ja vor der Hand noch zu Polen. — Weil das Ordeuskleid der 
deutschen Ritter, welche früher in Preußen geherrscht hatten, ein weißer Mantel 
"!'t einem schwarzen Kreuze war, so blieben weiß und schwarz die preu¬ 
ßischen Nationalfarben.
	        
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