140
VI. (Europa.
HU
a) Toskana.
b) Latium.
3. Unter¬
italien.
, <5ür
X ■
-ve^Uuf a
luft den Menschen abschrecken, dem Büffel aber nichts schaden, der deshalb seit dem
Mittelalter in diesen Gegenden als Hanstier eingebürgert wurde. Neuerdings ist es
wenigstens etwas befreit von der Fieberplage durch Anpflanzung von Eukalypten
(S. 541, welche mit ihren tief in den Boden dringenden Wurzeln die Stoffe auf-
saugen, die sonst durch ihre Verwesung gesundheitsschädlich wirken. Die Sümpfe
entstanden dadurch, daß die zur Winterregenzeit umfangreiche Gehängeabspülnng die
leicht gleitenden Tonschichten des Bodens, die in der Sommertrockenheit rissig geworden
sind, in großem Umfang den Flüssen zuführt, welche die Sinkstoffe an der Küste ab-
lagern, wo über dem durchfeuchtete:: Schwemmland Millionen Mücken schwärmen und
die Malaria durch ihren Stich übertragen. Anschwemmungen und Bergrutsche verändern
wenige Erdstriche so andauernd wie Italien; deshalb sind dieJtaliener erfahrene Erdarbeiter.
Toskana ist die einstige Heimat des rätselhaften Tuskervolkes (Etrusker vou
den Römern, Tyrrhener von den Griechen genannt), an dessen Seehandel und See-
ranb noch der Name des Meeres erinnert. Es ist der breiteste Teil zwischen dem
Apennin und der Küste mit dem Trasimenischen See zwischen Arno und Tiber.
Durch vorzügliche Schriftsteller, wie den großen Dichter Dante, wurde die toskanische
Mundart feit den Schlnßjahrhnnderten des Mittelalters italienische Schriftsprache. Am
Arno ist * Florenz durch sein kunstliebendes Herrscherhaus der Mediä [mcditscl)i] im
15. JahrhunFerk"niis Prachtbauten geschmückt und durch große Kunstschätze (namentlich
Skulpturwerke) des Altertums und der Renaissancezeit (namentlich Gemälde) in seinen
Kirchen und Museen bereichert; es wurde Geburtsstätte großer Meister der bildenden
Künste, z. B. des Michel Angelo [tntkel andschelo]; jetzt blüht es durch Seidenindustrie,
2 Ht. E. Im NW.-Winkel Toskanas liegen die Marmorbrüche von Karrara skarrära^.
S. der Arnomündung die Seehandelsstadt 'Livorno, von den Medieeern einst zum Frei-
Hasen gemacht; dagegen ist 'Pisa, durch die Arnoanschwemmnngen ganz vom Meer ab-
gedrängt, gegen Ausgang des Mittelalters von der Höhe einer einflußreichen Handels-
ftadt herabgesunken; nur köstliche gotische Bauten und der schiefe Turm erinnern noch
daran; er senkte sich schon während des Baues im unsicheren Untergrund und konnte
nicht gerade weitergebaut werden. Dicht vor der Küste die eisenreiche Insel Elba.
Von dem unteren Tiber sö. bis ans Ende der Pontinischen Sümpfe das
alte Latium [lazinm], heute die campagna di Koma.1 *Rom wurde an der Stelle
des größten schiffbaren Apenninenfluffes erbaut, bis zu welcher vor Chr. kleinere See-
schiffe mit geringem Tiefgang den Fluß hinaufzufahren vermochten, also geschützt vor
Seeräubern ein guter Markt zu halten war; allmählich vereinigten sich in dieser Mittel-
ftadt der tyrrhenischen Küste die wichtigsten Straßenzüge durch das Apenninenland,
wie jetzt wieder die Eisenbahnen. Zweimal war Rom im Besitz der Weltherrschaft,
durch seine Kaiser im Altertum, durch seine Päpste danach; deshalb ist es die Stadt
der großartigsten geschichtlichen Erinnerungen und der seltensten Kunstwerke alter und
neuerer Zeit, wozu kunstsinnige Päpste viel beitrugen (Peterskirche; Rasfael); als
Königsstadt des geeinten Italiens zählt es jetzt '/? Mill. E.
3. Unteritalien, der festländische Teil des früheren Königreichs Neapel, wo
die Natur dem Menschen weniger Arbeit auferlegt zur Fristung des Lebens, ist von
sehr gewecktem, anstelligem, aber nicht zu stetiger Arbeit geneigtem Volk bewohnt, das
unter der schlechten Regierung seiner früheren Könige arg verwahrlost ist, viele können
1 Campagna [kampdnjo] — Feld
Feld yon Rom.
(Land außerhalb der Stadt), also wörtlich: