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nun zerstörte Städte und Dörfer zu neuem Leben. Besonders die
holländischen Bauern waren in Ackerbau und Viehzucht gut be¬
wandert, und ihre Wirtschaften bildeten das Vorbild für die andern.
Auch die landesherrlichen Güter — die Domänen — suchte der
Kurfürst zu Musterwirtschaften zu gestalten. — Der Obst - und
Gemüsebau erfreute sich feiner besonderen Sorgfalt. Überall,
in Städten und Dörfern, follten nützliche Bäume gepflanzt werden.
Kein junger Mann durfte heiraten, wenn er nicht wenigstens sechs
Obstbäume veredelt und ebenso viele junge Eichen gepflanzt hatte.
An den Landstraßen sorgte er für Alleeen. Den Unterthanen
wurde strengstens befohlen, hinter ihren Häufern Gärten anzulegen;
der Kurfürst felbst pflanzte einen großen Obst- und Gemüsegarten
an. An seiner Gemahlin fand er in diesen Bestrebungen die leb¬
hafteste Unterstützung. Bei ihrem Schlöffe Oranienburg richtete
sie eine Musterwirtschaft nach holländischem Vorbilde ein. Die
besten Obst- und Gemüsesorten ließ sie aus Holland kommen und
führte auch die ersten Kartoffeln ins Land.
9. Sorge für Gewerbe. Das Handwerk war so vernach¬
lässigt, daß die meisten Waren aus dem Auslande bezogen werden
mußten. Die eingewanderten Fremden brachten nun manche neue
Erwerbszweige ein. Die Franzosen trieben Seidenbau und
Seidenmanusaktur, Hut-und Handschuhmachergewerbe; die Holländer
brachten Lie Papierfabrikation, die Schweizer verbesserten die
Uhrenfabrikation, die Pfälzer führten Tabakbau und Tabakfabrikation
ein. — Aber auch die einheimischen Gewerbe nahmen guten
Ausschwung, namentlich die Tuchmacherei in der Mark gelangte
zur Blüte. Zur Erweiterung der bestehenden Metallindustrie er¬
hob sich eine Reihe von Fabriken.
10. Hebung des Handels und Verkehrs. Um den vielseitigen
Erzeugnissen der Gewerbe im In- und Auslande flotten Absatz zu
verschaffen, mußte für bequeme Verkehrswege gesorgt werden.
Darum ließ der Kurfürst Straßen und Brücken verbessern und
neu anlegen. Höchst wichtig zur Förderung des Handels war die
Einführung der brandenburgifchen Staatspost, wodurch
die weit getrennten Teile feines Reiches verbunden wurden. Die
Hauptlinie der Post führte von Königsberg über Berlin nach
Kleve; in diese mündeten von rechts und links Seitenlinien. Die
kurfürstliche Post zeichnete sich aus durch Schnelligkeit und Zuver¬
lässigkeit und hatte bald dem Postwesen der andern deutschen
Länder den Vorrang abgewonnen.
Kaiser Maximilian hatte schon im Jahre 1516 eine regelmäßige Post-
oerbinoung zwischen Wien und Brüssel eingerichtet und diese dem Grasen
v. Thnrn und Taxis unterstellt. Bald kamen neue Verbindungen hinzu,
und seitdem blieb das Postwesen in vielen deutschen Ländern bis 1866 in
. den Händen dieser Familie.