§ 323 Die deutschen Kolomen in Afrika. 98
b) Bodengestalt und Bewässerung.
§ 323 3. Vodengestalt. Den größten Raum nimmt eine mächtige, dem Urgebirge
augehörende Hochfläche ein, die im W. steil zum Zentralafrikanischen Graben,
im O. stufenförmig zu einer vorgelagerten Küstenebene, der „Mrima", absteigt,
die so ziemlich die Breite Schleswig-Holsteius hat. Die Gueise und Granite sind
au der Oberfläche zu eiuer rötlicheu, weil stark eisenhaltigen, Tonerde — Laterit
genannt — verwittert. Die Hochfläche, die die spanische Tafel an Höhe noch um
290 m übertrifft (1000 gegen 800 m), wird durchzogen von einer zweiten Graben-
Versenkung, dem „Ostafrikanischen Graben" in dem der Njassasee (so lang wie
von Berlin bis München, so groß wie die Provinz Westpreußen) und
in Britisch-Ostasrika der Rudolfsee, sowie einige kleinere Salzseen liegen, und der
sich dann östl. am Abessinischen Alpenlande vorbei durch das Rote Meer zum
Jordangraben hinzieht, mit beiden zusammen eine der mächtigsten Erdspalten
bildend. — Wie in der Oberrheinischen Tiefebene der Kaiserstuhl, so entstanden
auch im Ostafrikanischen Graben und in seinen seitlichen Bruchspalten Vulkaue.
Zu ihnen gehört der schon genannte, in einer östl. Seitenspalte aufgehäufte, 6010m
hohe, zweigipflige Kilima-Ndscharo^) (f. Abb. § 323), wie auch der in Britisch-Ost-
asrika gelegene Kenia. Der Kilima-Ndscharo nimmt 1^/2 mal so viel Raum ein wie
der Harz. Sein basaltisches Gestein gibt verwittert ein fruchtbares Erdreichs, so
daß seine sanften Gehänge — namentlich das am Südfuß liegende, auch für Euro-
päer zu dauerndem Aufenthalt geeignete Dschaggaland (1000—2000 m hoch) —
zu den fruchtbarsten und bevölkertsten Gegenden der Kolonie gehören
und teilweise 50 Einwohner auf dem qkm haben (Mecklenburg-Strelitz 36).
— Westl. vom Kilima liegt der 4700 m hohe Meru.
§ 324 Die Hochebene selbst ist einförmig eben und infolge von Regeumangel
echte afrikanische Steppe mit hartem Gras, vereinzelt durch Gruppeu vou
Sträuchern, namentlich Dornsträuchern, und einzelnen Bäumen belebt. Nur
wo ein ausdauernder Fluß die Ebeue quert, befinden sich, von Sickerwasser ge-
tränkt, Wälder, die als sog. Ufer- oder Galeriewälder den Fluß zellenförmig be-
gleiten. Umsäumt wird die Hochebene vou Randgebirgen (vgl. Spanien), die
im W., am Zentralafrikanischen Graben, die Hochfläche nur wenig überragen,
dagegen im O., gegen die vorgelagerte Ebene hin, im Gebiet der Küstenflüsse,
bis zu 2000 in aufsteigen. Dieses östliche Randgebirge, das „Ostafrikanische Schiefer-
gebirge", entzieht den vom Indischen Ozean kommenden Seewinden die Feuchtig-
keit, verschuldet dadurch die Dürre des Hinterlandes (vgl. Spanien), entwickelt
aber selber infolgedessen eine hohe Fruchtbarkeit, so daß manche der hier gelegenen
Berglandschaften zu den wertvollsten Teilen der Kolonie gehöreu, besonders
Usambara (die Bezirksämter Wilhelmstal und Tanga, zwischen dem Kilima-
Ndscharo und der Küste) und das Kondeland am Nordende des Njassa-Sees
(im Bezirksamte Langenburg). Hier allein finden sich auch ausgedehnte Wälder,
1) „d. h. Berg (Kilima) des Ndscharo, worunter die Eingeborenen sich einen Berggeist,
also eine Art Rübezahl denken (Kirchhoff).
2) Fast bis 2000 m hinauf bedeckt ihn noch Kulturland, bis 3000 m reicht der Waldwuchs
(in den Alpen bis 1800 m), uud erst mit 4000 m beginnt das Gebiet des ewigen Schnees (in den
Alpen mit 2700 m).