§ 356 Die deutschen Kolonien in Afrika. 130
mit in den Kauf nehmen mußten. Dieser Sanga-Zipfel ist eben nur als Zugang zum Kongo
zu bewerten und als solcher selbstverständlich durchaus wertvoll.
c) Das Gebiet des mittleren Sanga, also die nördliche Fortsetzung des Saugazipsels ist
im Urwald und in den sich nördlich daran schließenden Userwäldern reich an allen Kautschukarten
und zudem wertvoll durch edle Hölzer. — Während die drei bisher beschriebenen Gebiete gleich
dem südl. Alt-Kamerun dem UrWaldgürtel angehören, folgt nördlich vom 6. Breitenkreis hier
wie in Alt-Kamerun das Grasland:
d) Die Grasland-Hochebene steigt in dem schon genannten Jado-Hochland bis 1200 m
an. Hier, ganz besonders auf der Nordabdachung des Hochlandes, befindet sich auf einem Raum
von der Größe Württembergs mit Baden uud Elsaß eiu hervorragend fruchtbares Gebiet.
„Die Eingeborenen-Kulturen zeigen hier eine Sorgfalt, Mannigfaltigkeit und Ertragsfähigkeit,
die das Erstaunen und den Beifall aller Forscher hervorgerufen haben. Dazu ist das Land
für Baumwollbau sehr geeignet. Außer diesen Erzeugnissen ist der Tabak ziemlich
verbreitet. — — Die gleiche Reichhaltigkeit wie die Pflanzenwelt zeigt hier auch die Tierwelt,
u. a. ist der Elefant hier noch zahlreich vorhanden. Weiter im Norden ist die Rindvieh-
zucht sehr verbreitet, — — und die Pferde des mittleren Logonegebiets zeichnen sich durch
Widerstandsfähigkeit gegen Seuchen und die Stiche der Tfetfe aus, sowie durch Brauchbarkeit
im schwierigen Gelände" (Ritter). Gelegentlich weht hier allerdings der Harmattan (der staub¬
bringende Wind aus der Sahara), und an den Flußuseru besteht die Mückenplage.
„Das größte Übel bleibt die Schlafkrankheit, von der die südliche Hälfte des Sanga-Gebie-
tes schwer verseucht ist (st § 328 Fuß). Das Sangagebiet ist der Herd, von wo aus die Seuche
schon seit Jahren nach Alt - Kamerun eingedrungen ist. Leider hat die französische Verwaltung
so gut wie uichts dagegen getan, während doch die Erfolge der energischen deutschen und eng-
tischen Arbeit in Ostafrika zeigen, daß man dem Übel gegenüber keineswegs darauf auge-
wiesen ist, die Hände in den Schoß zu legen" (Rohrbach). Für den Schutz Alt-Kameruns ist
es geradezu wertvoll, daß die deutsche Regierung nunmehr die Krankheit in ihrem Herd be-
kämpfen kann.
Zusammenfassung und Namentabelle zn Kamerun s. § 379.
4. Togo.
87 Taus, qkm, 1 Mill. Eiuw., 316 Deutsche.
a) Größe. Lage. Bodengestalt. Bewässerung.
356 1. Gröhe. Lage. Togo, mit 87 Tausend qkm die kleinste unserer asrika-
nischen Kolonien, ist immerhin noch so groß wie Bayern (76 Taus, qkm) mit
dem halben Württemberg und hat mit 1 Mill. Einwohner von unseren afrikanischen
Kolonien die dichteste Bevölkerung, nämlich HVa aus 1 qkm(Deutsch-Ostafrika 7Vs).
In der heißen Zone, an der Sklavenküste Ober-Guineas gelegen und zwischen
dem französischen Dahome- und dem britischen Aschantigebiet eng eingezwängt,
zieht die Kolonie sich bis 11° nördl. Br. in den Sudan hinein. Wie bei Kamerun
ist die Küstenstrecke im Vergleich zum breiteren Hinterlande sehr klein. Sie mißt
nur reichlich 50 km, ist also nicht länger als die holsteinische Westküste (von der Elbe-
bis zur Eidermündnng).
2. Bodengestalt. Die Küste ist ungünstig. Sie hat keinen einzigen ein-
gebuchteten Hafen uud macht infolge starker Brandung das Landen sehr schwierig,
weshalb man bei dem Hauptort Lome 1905 eine lange Landungsbrücke ins Meer
hinausbaute (f. Abb. 1 n. 2, §356; vgl. Swakopmuud), die aber 1911 zerstört wurde.
Jetzt ist ein Neubau in Arbeit. Die Küste ist eine Haffküste. Hinter eiuer schmalen
Sandnehrung (ohneMangrovebestand) befinden sich zwei Strandseen (der größere