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wie an anderen Stetten des s.-en Landrückens (Guben)' und in der
Nähe Berlins (Werder) der Obstbau in Blüte. In den Niederungen
wird eine ansehnliche Rindvieh- und Pferdezucht getrieben,
während die Schafzucht der Heidelündereien in stetein Rückgang be-
griffen ist.
Bewohner und wirtschaftliche Verhältnisse. Die Germani-
sation des zur Zeit der Völkerwanderung von Slaven besiedelten
Ostens hat sich mit Ausnahme der bis 1772 zum Königreich Polen
gehörenden Gebiete (Westpreußen, Posen) so vollständig vollzogen,
daß nur geringe nichtdeutsche Reste verblieben sind: 130Ö00 Wenden
im Spreegebiet, etwa 120000 Litauer in Ostpreußen: im S. dieser
Provinz die polnisch redenden Masuren, etwa 340000, und in
Westpreußen bis nach Pommern hinein die wendischen Kassuben;
etwa 400 Kuren wohnen noch auf der Kurischen Nehrung. Doch
auch in Westpreußen und Posen ist der überwiegende Teil der Be-
völkerung deutsch (in Westpreußen 2fs, in Posen die Hälfte.) Die
Germanisierung ging im N. von den Niedersachsen, im S. von den
Thüringern und Franken aus, und die niederdeutsche Mundart reicht
heute bis Lübben, Fürstenberg, Meseritz. Nur im äußersten NO.
kommt der sächsische Stamm weniger zur Geltung, da bei seiner
Kolonisation sich alle deutschen Stämme beteiligten. Durch ihre
Zugehörigkeit zu Polen sind die Bewohner Westpreußens, Posens
und des Ermelands katholisch geblieben, während im übrigen O. die
Resormation festen Fuß faßte (s. Religionskarte!).
Die Dichte der Bevölkerung bleibt, von den großen Städten
abgesehen, hinter der durchschnittlichen Dichte im ganzen Reiche
zurück; auf den rauhen und sandigen Höhen der Preußischen und
Hommerschen Seenplatte, auf den Heideflächen Schleswig-Holfteins
sowie in manchen Teilen des w.-en Bereichs der großen Täler leben
nur 30—40 auf 1 qkm.
Durch die Beschaffenheit des Bodens ist die Bevölkerung auf
die Bodenbenutzung angewiesen. Landwirtschaft und Wald-
Wirtschaft bilden trotz des vielfach geringen Bodenwertes den Haupt-
unterhalt. Die Industrie schließt sich im Binnenlande mit Ausnahme
der am Fuße des s.-en Landrückens sich ausbreitenden Tuchfabrikation
und der mannigfachsten Industrie Berlins den Erzeugnissen der
Landwirtschaft an; hauptsächlich sind die Spiritusbrennereien und
die Rübenzuckerfabriken zu nenne«. Gewaltig ist die Industrie des
Küstenlandes durch den Schiffsbau und die Herstellung alles dessen,
was zur Seefahrt gehört. An der Küste des Samlandes ist die
Gewinnung und Verarbeitung des Bernsteins von Bedeutung.
Sonst sind Bodenschätze nur spärlich im Tieflande vertreten.^ In
erster Linie sind die Braunkohlen zu erwähnen, die in größeren
Betrieben zwischen Elbe und Oder ausgebeutet, unmittelbar als
Brennmaterial verwertet oder zu Preßsteinen verarbeitet werden.