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Nach der Höhenlage des Flußbettes unterscheidet man seit alters
Ober-, Mittel- und Unterlauf, je nachdem der Fluß im Gebirge,
im Hügel- und im Tieflande fließt. Doch nur bei wenigen Flüssen
ist diese Einteilung zu finden. Zahlreiche Nebenflüsse gehören nur
einem dieser Gebiete an; die großen Ströme Rußlands fließen zu-
meist nur im Tieflande, und die Flüsse Großbritanniens haben z. T.
einen kurzen Oberlauf, der unmittelbar in den großen Unterlauf
übergeht. Daher unterscheidet man besser Berg- und Flachlauf
und nennt die Flüsse gleichartige, die entweder nur den einen oder
den andern aufweisen, und diejenigen ungleichartige, die beide
Laufarten haben. Folgt auf den Berg- der Flachlauf, so hat man
den Doppellauf; wiederholen sich diese Abschnitte wie bei Rhein
und Donau, so spricht man vom Wechselt auf.
Sehr mannigfach kann die Form des Flußgebietes sein. Meist
ist sie mehr oder minder birnsörmig, da die Breite hauptsächlich von
der Mitte nach der Mündung des Flusses hin abnimmt (Rhein).
Der Bau des Flußsystems ist abhängig von der Neigung des
Bodens. Bei einer Hauptabdachung nehmen die Flüsse erst parallele
Richtung an und vereinigen sich dann unter spitzem Winkel (Ob-
Jrtysch, Murray-Darling, Mississippi-Missouri, Loire-Allier). Hier
sind die sogenannten Zwillingsströme zu erwähnen, die unfern von-
einander entspringen, nach entgegengesetzter Richtung abfließen und
entweder in paralleler Richtung oder vereint sich ins Meer ergießen.
Begegnen einander zwei Hauptabdachungen, so entsteht, wenn beide
an Fläche gleich groß sind, das symmetrische, im anderen Falle
das asymmetrische Flußsystem. Eine Vereinigung beider bildet
die Oder; die ungleichmäßige Ausbildung ihres Flußsystems ist
durch ihren Durchbruch durch den baltischen Landrücken verursacht
worden.
Die Mündungsform ist bei allen in den offenen Ozean sich
ergießenden Strömen der Mündungstrichter (Ästuarium), der
unter dem ausräumenden Einflüsse der Gezeitenströmung entsteht.
Wo jedoch die Mündungsbucht geschützt ist (Orinoko) oder der Fluß
in ein ruhiges Binnenmeer mündet, da baut die Strömung durch die
Sinkstoffe ein Delta auf. Der Name rührt von der //förmigen
Nilmündung her: man überträgt ihn heute auf alle Flußanschwem-
mungen im Mündungsgebiet, gleichviel ob eine Gabelung des Fluß-
lauses stattfindet oder nicht. Bei der Haffmündung ergießt der
Strom seine Wasser in einen Strandsee (Liman am Schwarzen Meer),
aus welchem durch Lücken der vorgelagerten Nehrung (Tief, Peressipp)
das Flußwasser mit dem Meere in Verbindung tritt. Wird der
Strom oder Fluß durch Anschwemmungsgebilde gezwungen, längs
der Küste oder dem Hauptstrom parallel eine Strecke weiterzuströmen,
ehe er seine Wasser mit dem Meere oder dem Hauptstrome ver-
einigt, so spricht man von verschleppt en Mündungen.