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Wenn in Binnenmeeren und Seen das stehende Wasser die Strömung
des mündenden Flusses hemmt, so kommt es zu Ablagerungen in
der Form eines Deltas. Ost werden die Sedimente von Küsten-
strömungen fortgeführt und dort abgesetzt, wo festes Land ihre
Richtung ändert. Hier wird dann die Küste stetig vorgeschoben
(syrische Küste). Bilden Vorsprünge den Ansatz zu solchen An-
schwemmungen, so entstehen Strand wälle (Nehrungen), durch die
mit der Zeit flache Strandseen (Haffe) abgeschieden werden.
Man unterscheidet Längs-, Quer- und Schollenküsten. Folgen
die Küsten dem Streichen von Faltungsgebirgen, so nennt man sie
Längskästen (Westküste Amerikas, Außenküste des asiatisch-austra-
tischen Jnselbogens, Nord- und Südküste Kleinasiens, Küste längs
des Adriatischen Meeres und des zwischen Atlas und Sierra Nevada
liegenden Iberischen Meeres, Nordwestküste Schottlands und Nor-
wegens, nördlich vom Kap Stad). Strahlen die Faltenzüge quer
gegen das Meer aus, so tritt die Querküste aus, die das Land
aufschließt, da zwischen den Parallelzügen Talmulden ins Land führen
(südchilenische Küste, Westküste Kleinasiens, Ostküste der Balkanhalb-
insel, iberische und britische Westküste). Wo sonst noch Hochland
sich zum Meere senkt, wie in Afrika, Dekhan, Arabien, Patagonien,
in den arktischen Gefilden, an der Hudsonbai, haben wir Schollen-
küsten.
Nach ihrem Verlaufe gibt es drei Arten von Küsten:
1. Die glatte Küste. Bei Flachküsten tritt sie als Dünen-,
Haff- oder Lagunen- und Boddenküste (bei Rügen und Vor-
Pommern) auf. Wird in Gezeitenmeeren die Dünenkette durchbrochen,
so daß zur Flutzeit das dahinterliegende Land überspült, bei der
Ebbe bloßgelegt wird, so spricht man von der Wattenküste. Die
Steilküsten sind selten ganz glatt, sondern zeigen häusig Kliffbildung;
zu dieser neigt besonders die obere Kreide, die sich leicht unterwaschen
läßt (Küsten des Kanals zwischen Frankreich und Großbritannien).
2. Die gebuchtete Küste. Sie kennzeichnet sich durch tief
in das Land eindringende Buchten des Meeres. Weit in das Land
reichende, dabei schmale und tiefe, meist in mehrere einzelne Becken
zerfallende und durch eine Schwelle am Ausgange abgeschlossene
Buchten heißen Fjorde. Abarten der Fjorde bilden die fein zer-
schlitzten Fjorde der schwedischen und finnischen Ostseeküste mit dem
Gewirr kleiner nackter Felseninselchen, der Schären, ferner die Förden
der Oftseeküste der jütischen Halbinsel. Trichterförmige Buchten an
felsigen Querküsten mit sanft unter den Meeresspiegel abfallendem
Boden heißen Rias. Einen besonderen, den dalmatinischen Typus^
bilden unter Wasser gesetzte Längstäler, die tiefer sind als die Quer-
Zugänge und besonders an der Küste Dalmatiens vorkommen. Rund-
buchtenküsten haben breite, bogenartige Buchten, welche ihre Aus-
gestaltung der Meeresarbeit verdanken (Afrika, Pyrenäen-Halbinsel)