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Gelände aufweisen. Demnach unterscheidet man Kontinental-
inseln und ursprüngliche Inseln.
Die Entstehung der Inseln ist nur bei wenigen auf nega-
tive Strandverschiebung (unweit der esthnischen Küste zwischen
Dago und Worms die Klippeninsel Harrilaid) zurückzuführen. Die
meisten verdanken ihr Dasein einer Hebung des Meeresspiegels,
wozu in manchen Fallen (Großbritannien) die Wirkung der
Brandung und der Gezeiten trat, die die Landenge durchnagte.
Ausgedehnte Einbrüche schufen die Inseln des griechischen
Archipels, Sardinien und Korsika, die Inseln zwischen der Sunda-
straße und Neuguinea, wahrend auf gewaltige Hebungen die Antillen,
die Nikobaren, die Salomonsinseln hindeuten. Tektonischen Ur-
sprungs sind auch die langen Rücken, denen die Jnselgirlanden
Ostasiens aufsitzen; ebenso Madagaskar, Neuseeland und eine Reihe
von Inseln Polynesiens. Die letztgenannten sind Reste versunkener
Festlandsmassen und werden deshalb als Restinseln bezeichnet.
Alle diese Inseln beweisen ihre Zugehörigkeit zum Festlande durch
Pflanzen- und Tierformen, die denen des benachbarten Festlandes
entsprechen; ja man will aus der einheimischen Pflanzen- und Tier¬
welt bis zu einem gewissen Grade auf die Zeit der Abtrennung
schließen; denn solche Inseln sind die Zufluchtsstätten für Formen,
welche auf dem Festlande im Kampf ums Dasein ihren Feinden,
längst erlegen sind.
Die ursprünglichen Inseln sind zum Teil durch Anschwemmung
und Aufschüttung entstanden (Neuwerk), besonders an den Ufern
großer schlammführender Flüsse (Usedom, Wollin); die meisten sind
vulkanische und Koralleninseln. Die letztgenannten sind aus
die tropischen Meere beschränkt und das Werk korallenbauender Polypen.
Die charakteristische Form ist das Atoll, d. i. ein Ring, der eine flache,
schüsselsörmige Lagune umschließt. Nach Darwin beruht ihre Bildung
auf einer allmählichen Senkung des Bodens. Er nahm an, daß an-
stelle jedes Atolls ursprünglich eine hohe Insel — ob aus vul¬
kanischem oder anderem Gestein, ist gleichgültig — bestand, umgeben
von einem Strandriff. Infolge einer allmählichen Senkung, während
welcher die Polypen weiter bauten, verwandelte sich das Riff in ein
Wallriff und später mit dem vollständigen Schwinden der hohen
Insel in ein Atoll. Andere, besonders deutsche Forscher, haben auf
Grund des Nebeneinander-Vorkommens von Strand-, Wallriff und
Atoll die Entstehung der Koralleninfeln ganz unabhängig von an-
genommenen Senkungen erklärt. Das Absterben der Korallentiere
im Innern der Korallenbank infolge geringer Nahrungszufuhr sowie
Auflösung und Fortführung des Korallenkalkes erkläre die Ent-
stehung von Wallriff und Atoll zur Genüge.
Nach der Anordnung unterscheidet man Einzel- und Doppel-
inseln, Jnselreihen und Archipele.