Full text: Allgemeine Erdkunde, Länderkunde, Handelsgeographie und Weltverkehr (Teil 2, Abt. 1)

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flösse, die uns unbekannt sind, eine beschränkte Zahl unterschiedlicher 
Menschensormen sich gebildet haben. Diese in räumlicher Sonderung 
einst entstandenen Varietäten sind es, die wir Menschenrassen 
nennen" \ 
Als Einteilungsgrund betrachtet man zunächst die Summe 
einer Anzahl gleichartiger körperlicher Merkmale: 
1. Die Farbe der Haut: weiß, gelb, braun, rotbraun, schwarz. 
Doch gibt es innerhalb einer Rasse die mannigfachsten Nuancen 
(Nord- und Südeuropäer), und Übergänge von einer Rasse zur 
andern treten ebenfalls aus tdie westlichen Finnen kaum von den 
Europäern zu unterscheiden). 
2. Der Schädel und die Stellung der Zähne. Neben der Größe 
des Schädels (1000 — 2000 ccm Schädelinnenraum) hat man dem 
Verhältnis der Längen- und Breitenausdehnung des Schädels die 
Aufmerksamkeit zugewendet. Man berechnet die verhältnismäßige 
Breite in Prozenten der Länge (Index) und unterscheidet Langköpse 
(Index unter 75), Kurzköpfe (Index über 80) und mittelbreite Köpfe. 
Je nachdem die Schneidezähne schief oder senkrecht in den Kiesern 
stehen, spricht man von Schief- und Geradzähnern, und so unter- 
schied man (nach Retzius) geradzähnige Langköpse (Kaukasier), schief- 
zähnige Langköpfe (Neger), geradzähnige Kurzköpfe (Amerikaner) und 
schiefzähnige Kurzköpfe (Mongolen). Der Profil- oder Gesichtswinkel, 
der durch eine Linie von der Ohrössnung nach dem Oberkiefer 
zwischen den beiden mittleren Schneidezähnen und von hier nach 
dem Stirnbein, wo die Nasenbeine sich ansetzen, gebildet wird, be- 
ginnt (nach Camper) mit 70° bei den Negern und steigt bis zu 85° 
bei den Europäern. 
3. Die mittlere Körpergröße bewegt sich bei den verschiedenen 
Nassen zwischen 1,78 m und 1,40 m. Völker, welche 1,40 nicht 
erreichen, heißen Zwergvölker. 
4. Ein wichtiges Unterscheidungsmerkmal ist das Haar, das 
entweder lang und in reicher Fülle oder nur spärlich vorhanden ist. 
Die Form des Haares hängt von seiner zylindrischen und mehr oder 
weniger bandförmigen Gestalt ab, und je mehr es sich der wahren 
Bandform nähert (was an seinem Querschnitt zu erkennen ist), um 
so mehr hat es die Neigung, sich spiralig aufzurollen; es wird wellig, 
lockig, kraus, pfropfenzieherartig, engspiralig gerollt. Man unter- 
scheidet nun Schlichthaarige (mit straffem, welligem und lockigem 
Haar) und Kraushaarige. 
Unter Berücksichtigung der hauptsächlichsten körperlichen Merk- 
male unterscheidet man noch immer, wie bereits Blumenbach vor 
hundert Jahren, fünf Menschenrassen. 
1. Die mittelländische oder indoatlantische Rassel 
von Blumenbach kaukasische Rasse genannt 3. Helle Haut- 
1 Wagner, Lehrbuch S. 661. 2 Wagner, Lehrbuch, S. 668 u. ff. 3 Die Ausbreitung ver¬ 
folge auf der Karte.
	        
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