Full text: Mathematische Erdkunde und Kartenentwurfslehre (Teil 2, Abt. 2)

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kommt es, daß uns etwa nur ^/? der gesamten Mondoberfläche immer 
unsichtbar sind. 
Die Oberfläche des Mondes läßt bei Vollmond mit bloßem 
Auge helle und dunklere Flecken unterscheiden. Die helleren wurden 
früher als Landmassen, die dunkleren als Meere bezeichnet. Doch 
mußte die Vorstellung von Meeren schwinden, seitdem sich mit aller 
Bestimmtheit ergeben hat, daß dem Monde eine Atmosphäre und 
damit auch das Wasser fehlt. 
Wäre eine Atmosphäre vorhanden, so müßten 
1. die Ränder des Mondes uns verwaschen erscheinen, 
2. die Schatten auf der Mondscheibe grau und nicht schwarz, 
wie es in Wirklichkeit Ist, sein; es müßte 
3. das Licht der Fixsterne, die unmittelbar neben dem Monde 
stehen, eine Brechung und Lichtschwächung erfahren. 
Man hat jedoch auf der Mondoberfläche die Bezeichnung der 
dunklen Stellen als Meere beibehalten, wie dies auf jeder Mond- 
karte^ zu ersehen ist, da in der Tat die grauen Partien verhält- 
nismäßig eben, die helleren in der Regel gebirgig sind. Auch die 
hellen Punkte, welche durch ein Fernrohr gesehen aus dem asch- 
grauen Lichte des Mondes auftauchen, sind die Spitzen der Berge, 
die von dem vollen Lichte der Sonne beschienen werden. 
Als Grundform aller Oberflächengebilde hat man einen kreis- 
förmigen, geschlossenen Wall, der eine konkav geböschte Tiefe um- 
schließt, erkannt. Sofern der Wall einen Durchmesser von 2 bis 
zu 10 Ml. aufweist, spricht man von Ringgebirgen; größere Bildungen 
nennt man Wallebenen, kleinere Rillen und Gräben. An den Rändern 
der Wallebenen ziehen gewöhnlich vielfach zusammengesetzte Gebirge 
hin, die aber nicht mit den Kammgebirgen der Erde zu vergleichen 
sind, in der Regel aus einer Reihe von Bergzügen bestehen. Gleich- 
wohl hat man ihnen den Namen unserer Erdgebirge beigelegt. Die 
Ringgebirge find geschlossener und überragen den Wall nur wenig. 
Hinter seiner Höhe bleiben stets die Zentralberge zurück, welche in 
der Mitte und am tiefsten Punkte des steil abstürzenden Innern 
sich erheben. Die größte Höhe erreichen die Einzelberge. Man 
hat (mit Hilfe des Schattens) Mondberge bis zur Höhe des Mt. 
Everest unserer Erde gemessen, welche Höhe in Anbetracht der 
verhältnismäßigen Kleinheit des Mondes als ganz erstaunlich 
gelten muß. 
Durch Ebenen, auch durch Gebirgssysteme ziehen schmale, tiefe 
Furchen, die bei Vollmond als glänzende Lichtlinien, bei schräger 
Beleuchtung als dunkle Streifen erscheinen; man nennt sie Rillen 
und hat bis gegen 800 aufgefunden. 
1 Wohl in jedem größeren Schulatlas ist eine solche enthalten. 
Wulle, Mathematische Erdkunde und Kartenentwurfslehre. 4
	        
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