Full text: Mathematische Erdkunde und Kartenentwurfslehre (Teil 2, Abt. 2)

Einführung in die Kartographie. 
vom Globus. 
Am naturgemäßesten stellt man die Erde in Form einer Kugel 
dar; denn da die Abplattung nur etwa Vsoo des Durchmessers be- 
trägt, so darf bei dem gewöhnlich.kleinen Maßstabe der Nachbildungen 
davon abgesehen werden. (Wieviel würde sie bei einem Durchmesser 
von 30 ein betragen? — Welcher Durchmesser gehört zu lein Ab- 
plattung?) Ebensowenig fällt der Wechsel von Erhebung und Ein- 
senkung auf der Erdoberfläche ins Gewicht. Überragen doch die 
höchsten Berge die Oberfläche nur um ^/isoo des Durchmessers, würden 
also bei einer Kugel von l1^ m Durchmesser nur Aufhöhungen von 
1 min bilden. (Welcher Durchmesser gehört zu einer Aufhöhung von 
1 ein?) Die regelmäßige glatte Kugel liefert daher die beste Grund- 
form für die künstliche Nachbildung der Erde. Wird eine solche 
Kugel „mit allen Einrichtungen versehen, durch die man sich sowohl 
aus der Erde selbst, als auch über ihre Stellung zum Himmels- 
gewölbe orientieren kann" so erhält man einen Erdglobus Ein 
Erdglobus, auf dem die Höhenunterschiede der Erdoberfläche — 
natürlich in überhöhtem Maßstabe — erhaben und vertieft dar- 
gestellt sind, heißt ein Nelie f-Glo bus, ein mit künstlichem Schiefer- 
gründe überzogener, der das Auszeichnen und Auswischen geographischer 
Elemente gestattet (Wann zu benutzen?), ein Jnduktions-Globus 
(erfunden vom Polytechniker Brandegger in Ellwangen). 
Ein Erdglobus ist notwendig zur ersten Orientierung auf der 
Erdoberfläche und besitzt den großen Vorzug, daß auf ihm nicht 
bloß die Formen, sondern auch die Größenverhältnisse der Flächen 
naturgetreu dargestellt sind. Liegt aber das Bedürfnis vor, sich über 
einzelne Teile der Erdoberfläche genauer zu unterrichten, so erweist 
sich die Perwendung eines Globus als untunlich. Wollte man z. B. 
einen Globus haben, auf dem Deutschland nur so groß erschiene 
wie auf der Karte in Dierckes Schul-Atlas S. 134/135, d. h. 
4500000 mal kleiner als in Wirklichkeit, so müßte dessen Durch- 
messer über 2 m betragen. Man ist alsdann zur- Benutzung von 
Karten genötigt, d. h. von Abbildungen größerer oder kleinerer 
Stücke der Erdoberfläche auf der ebenen Fläche. 
1 Teil I, S. 8. Den Erdglobus soll Anaximander um 580 v. Chr. erfunden haben: 
Ptolemaus gab um 150 n. Chr. Regeln für die Einrichtung desselben. Martin Behaim fertigte in 
den SV er Jahren des 15. Jahrhunderts den ersten größeren Erdglobus an. 
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