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Wassermassen während und nach der großen Regenzeit schnell wieder ab-
fließen. Anderseits müßte für Großkulturen das offenbar nahrhafte, mit
tonigem Schlick gelb gefärbte Wasser des Flusses zur Bewässerung in Zeiten
der Trockenheit zu benutzen, keine allzugroßen technischen Schwierigkeiten
bereiten.
VII. Zimbabye und Kotschabelo.
(„Erinnerungen aus dem Missionsleben in Transvaal 1859—1882."
Von IX A. Merensky, Missions-Jnspektor. Mit vielen Abbildungen. Zweite durch-
gesehene uud vermehrte Auflage. Berlin NO 43, Buchhandlung der Berliner evangel.
Missionsgesellschaft, Friedenstr.- und Georgenkirchstr.-Ecke. 414 Seiten, kart. 3,60 Mark,
geb. 4,20 Mark. S. 152—154, 204—205, 207—209, 348—350.)
(1. Die Ruinen von Zimbabye.) „Die Ruinen lassen sich in zwei
Abteilungen bringen; die eine liegt auf einem etwa 400 Fuß hohen Granit-
köpf, die andere auf einer etwas erhabenen Terrasse. Beide sind getrennt
durch ein kleines flaches Tal; der Abstand beträgt etwa 300 Aard*). Der
Felsenkopf besteht aus einem länglichen Granitmassiv von abgerundeter
Form, auf dem ein zweiter Block und auf diesem wieder kleinere, aber
immer noch viele Tonnen schwere Trümmer liegen, mit Spalten, Klüsten
und Höhlungen. Am westlichen Teile dieses Berges nun, und zwar den
ganzen Abhang von der Spitze bis zum Fuß einnehmend, befinden sich
die Trümmer. Da alles verschüttet und größtenteils eingefallen ist, so ist
es für jetzt noch nicht bestimmbar, zu welchem Zwecke die Aufführungen
dienten; am wahrscheinlichsten dürfte es eine zu jener Zeit uneinnehmbare
Festung darstellen, worauf die vielen Gänge, die jetzt aber aufgemauert
sind, und die runden zickzackförmigen Direktionen der Mauern hindeuten.
Alle Mauern, ohne Ausnahme, sind ohne Mörtel aus behauenen Granit-
steinen aufgeführt, die mehr oder weniger von der Größe unserer Backsteine
abweichen; auch sind die Mauern von verschiedener Dicke, am sichtbaren Fuße
derselben 10, an der eingefallenen Spitze 7 bis 8 Fuß. Die merkwürdigste
Mauer findet sich noch auf dem Rande eines Felsenabsturzes und ist
sonderbarerweise noch ganz gut erhalten bis zu einer Höhe von etwa
«0 Fuß')".
Daß diese Ruinen von Zimbabye durch die Pioniere eines alten
Kulturvolkes errichtet sind, ist klar; denn kein eingeborenes afrikanisches Volk
hat sich je die Mühe gegeben, Steine zu behauen, um damit Bauten auf-
zuführen. Die von Arabern herrührenden Ruinen der Ostküste zeigen
massenhafte Verwendung von Mörtel; die ganze Anlage deutet nicht nur
aus hohes Altertum, sondern die Verzierungen und manches andere deuten
direkt phönizischen Ursprung an. Im Tempel steht der Turm der Ascherah,
der Astarte, welcher nach 1. Kön. 11, 5 Salomo selbst diente; auch in Jndäa
fehlte es später an solchen Sonnensäulen über den Altären Baals nicht
(vgl. 2. Chron. 34, 4), und der uralte Baum steht auch an der rechten
Stelle; denn der Astarte waren Bäume heilig.
Da es jetzt feststeht, daß rings um diese Ruinen die reichsten Gold-
selder sich finden, und man als höchstwahrscheinlich annehmen darf, daß die
Feste einem fremden Volke, welches diese Goldfelder einst ausbeutete, zum
') Aard = englisches Ellenmaß von 0,914 m.
2) Ans dem Bericht des Reisenden Manch.