Full text: Quellenlesebuch für den Unterricht in der Länder- und Völkerkunde

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dürfen wir wohl annehmen, daß die Phosphoreszenz dem Willen des Tieres 
unterworfen ist ... 
Ein ewiger Hunger ist die Signatur für Organismen, denen der 
Nahrungserwerb nicht leicht gemacht wurde. Selbst während des Aufhievens 
entbrannte in dem Endgefäß des Vertikalnetzes der Kampf ums Dasein; gar 
manchmal bedauerten wir, daß ein Tiefseefisch andere wertvolle pelagische 
Organismen verschlungen hatte oder seinerseits wieder von den großen 
Krustern durchbissen und angefressen wurde. 
Die ganze Organisation zeigt bei den räuberisch lebenden Formen eine 
oft sinnfällige Anpassung an den Erwerb der meist schwer zu gewinnenden 
Kost. Unter den Krustern werden häufig die Extremitäten zu Raubfüßen 
umgestaltet, die entweder mit Dornen ausgestattet sind oder in Scheren, 
Spieße, Lanzen und Stilette auslaufen. Das Maul hat sich bei einigen 
pelagisch lebenden Tiefseefischen so monströs entwickelt, daß es über Drei- 
viertel des Körpers einnimmt; der ganze Fisch scheint zu einem Rachen 
umgewandelt, dessen übermäßig lang entwickelte Zähne bald wie eine Reuse, 
bald wie Widerhaken ein Entgleiten der gefaßten Beute verhüten. Einige 
der Gattung Labichtkys zugehörige Fische zeigen eine höchst wunderliche 
Umbildung der Kiefer zu gekrümmten, in Knöpfe auslaufenden Angelruten. 
Da sie mit feineu Zähnen besetzt sind, so dürften sie besonders geeignet 
sein, in ihnen sich verstrickende pelagische Organismen festzuhalten. 
Es läßt sich nicht leugnen, daß eine gewisse Korrelation in der Bildung 
der Augen und des Maules insofern statthat, als manche der gerade mit 
den monströsesten Münlern ausgestatteten Formen kleine Augen aufweisen, 
während bei einigen mit auffällig kleinem Maule ausgerüsteten Formen die 
Augen mächtig entwickelt oder zu Teleskopen umgebildet sind. Unter Um- 
ständen kann freilich das Verhältnis sich auch umkehren. 
Die Steigerung in der Leistungsfähigkeit des gesamten Orientierungs- 
apparates prägt sich endlich noch in der ungewöhnlichen Entwicklung der 
Fühler aus. Sie zeigen bei den räuberisch lebenden Tierformen oft eine so 
monströse Entfaltung, daß sie den Körper um das Zehn- bis Zwanzigfache 
an Länge übertreffen. Dies gilt namentlich für die Sergestiden und Tief- 
seegarneelen, unter welch letzteren wir bei einigen Arten von Aristaeus 
Fühler von anderthalb Meter Länge nachweisen konnten. Während sie 
hier mit wohlentwickelten Sehorganen kombiniert auftreten, so finden 
wir bei den blinden Tiefseekrustern den Körper bisweilen mit einem 
ganzen Pelz von Sinneshaaren übersät, wie dies besonders auffällig bei 
den Eryoniden der Fall ist. Auch unter den Tiesseefischen begegnet man 
bisweilen einer derartigen übermächtigen Entwicklung von Tastorganen in 
Gestalt vou dem Unterkiefer ansitzenden Barteln oder monströs verlängerten 
Flossenstrahlen, welche gelegentlich in merkwürdige, knopfartige Bildungen 
auslaufen.
	        
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