291
Frankreich.
361.
Frankreich. Haus Valois.
Die Fortbildung der innern Verfassung Frankreichs
machte jetzt Stillstand, weil sich ein mehr als hundertjäh¬
riger Kampf zwischen England und Frankreich ent¬
spann. Denn Eduard 3 von England, dessen Mutter
Isabella Philipps des Schönen Tochter war, machte,
als Enkel Philipps des Schönen, Ansprüche auf den Thron
von Frankreich. Die Franzosen wurden bei Cressy (in
der Niederpicardie) geschlagen (1346), und Calais ward
(1347) von den Engländern erobert. Der schwache Sohn
und Nachfolger Philipps 6, Johann (1350—1364), hatte
das Unglück, von den Engländern in der Schlacht bei
Maupertuis (1456) gefangen zu werden. Ob nun gleich
(1360) im Frieden zu Bretigny (Dorf in Jsle de
France) der Besitz und die Souverainetat von Guienne,
Poitou, Calais und andern Ländereien an England abge¬
treten und der König befreit ward; so starb er doch (1364)
als freiwilliger Gefangener zu London, weil die französischen
Geiseln zur Bestätigung des Friedens aus London entflohen.
— Unter Johanns Regierung erlosch der altburgun-
d ische Herzogsstamm, der von Robert, dem Enkel Hugo
Capets, gestiftet worden war. Burgund siel an Johann,
als nächsten Agnaten, zurück, und dieser gab das erledigte
Herzogthum (1363) seinem jüngsten Sohne, Philipp dem
Kühnen, der mit ihm die Gefangenschaft in England ge¬
theilt hatte und sein Liebling war. Philipp ward dadurch
der Stifter des n eu b ur g u n d i sch e n Hauses, dessen Macht
sich bald außerordentlich vergrößerte, das aber (1477) mit
Karl dem Kühnen im Mannsstamme erlosch. —
Nach Johanns Tode folgte sein Sohn Karl Z (1364 —
1380) auf dem französischen Throne, wahrend dessen Regie¬
rung der Krieg gegen England auf einige Zeit eine günstige
Wendung nahm. Desto unglücklicher war die Rcgierungs-
zeit seines Sohnes Karl 6 (1380 —1442), dessen Wahnsinn
(seit 1392) eine Staatsverwaltung veranlaßte, durch welche
19 *
/