4. Die Bewegungen der Erde.
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§11. Tag und Nacht. Infolge der Drehung der Erde um sich selbst
werden ihre einzelnen Teile nacheinander von der Sonne beschienen. Stände
die Erde still, -so würde stets dieselbe Hälfte im Lichte, die andere im
Dunkeln sein: Tag und Nacht, Morgen und Abend sind die sichtbaren
Folgen der Bewegung (Dotation) unserer Erde um sich selbst. Da die
Sonne scheinbar im 0 auf- und im W untergeht, muß sich die Erde ent-
gegengesetzt, von W nach 0, bewegen. Die Bewegung der Erde um ihre
Achse vollzieht sich in 24 Stunden.
Aufgabe. Eine brennende Kerze stelle die Sonne dar. Man lasse ihr
Licht auf den Globus fallen und zeige, wie die Beleuchtungsverhältnisse bei
ruhender und bei sich drehender Erdkugel verschieden sind.
b) Um die Sonne.
§ 12. Beobachtungen am Sternenhimmel. Wir merken uns an einem
Abend etwa um 9 Uhr einen hell scheinenden Stern und finden nach einer
Woche, daß er nicht mehr genau an derselben Stelle steht, sondern etwas
nach W verschoben ist. Beobachten wir die Sterne um 9 Uhr abends im
Sommer und wieder um die gleiche Zeit im Winter, so hat sich in den
sechs Monaten das Bild völlig verändert. Nach Verlaus eines Jahres
aber finden wir zu derfelbeu Zeit dieselben Sterne wieder an der alten
Stelle. Diese Änderung des Himmelsbildes hat ihren Grund
in der Bewegung der Erde um die Sonne, die in einem Jahre
vor sich geht. Mit einer Geschwindigkeit von fast 30km in der Sekunde
fliegt die Erde gleichmäßig und in derselben Ebene vorwärts.
Aufgabe. Wieviel km legt die Erde in einer Minute zurück? Gib auf
der Karte des Deutschen Reiches von deinem Wohnorte aus eine Strecke an,
die dieser etwa gleich ist!
§ 13. Stellung der Erdachse. Nehmen wir an, die Erdachse stände
bei dieser Bewegung immer senkrecht zur Erdbahn, so würde die Lichtgrenze
der beleuchteten Halbkugel durch die beiden Pole fallen; auch würden die
Sonnenstrahlen die Erde immer unter demselben Winkel treffen, Tag und
Nacht würden immer gleich sein, und die einzelnen Teile der Erde würden
keine Jahreszeiten mit verschiedener Wärme haben. Wir erkennen aus den
gegenteiligen Erfahrungen, daß die Erdachse nicht senkrecht zur Erdbahn
steht. Legen wir nun die Erdachse horizontal, so können wir den Globus
so zum Lichte halten, daß die Lichtgrenze durch den Äquator geht. In
dieser Stellung der Erde hätte wenigstens einmal im Jahre die ganze nörd-
liche Halbkugel Tag, die südliche Nacht. Da dies nie der Fall ist, kann
die Erdachse auch diese Lage nicht haben, sie muß schräg stehen. Der
Winkel, den sie zu einer senkrechten Linie bildet, beträgt immer
231/2«.