I. Europa. — 2. Das Deutsche Reich.
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§100. Die Rhön ist die Wasserscheide zwischen Weser und Main.
Sie'erscheint als eine von einzelnen Gipfeln unterbrochene waldarme Hoch-
fläche, auf der sich infolge des Wasserreichtums ausgedehnte Torfmoore
bilden konnten. Die Bevölkerung lebt in dürftigen Verhältnissen. Im 80
liegt an der Fränkischen Saale das Solbad Kissingen. Die zwischen den
Bergmassen liegenden Täler dienen dem Verkehr. Vogelsgebirge und
Taunus werden getrennt durch die gesegnete Wetterau. Sie bildet den
letzten Abschnitt der großen Heerstraße von der Nordsee über Kassel an
den Rhein.
§ 101. In der Senke zwischen Vogelsberg und Rhön fließt die Kin-
zig nach SW, die Fulda nach N. Diese Senkung ist ein Teil der großen
Straße — jetzt Eisenbahn — zur Verbindung der mittleren Elbe mit Main
und Rhein (über Erfurt—Eisenach—Hanau). Au ihr liegen die bedeu-
teudsteu hessischen Städte, wie Fulda, das zu den ältesten Städten Deutsch-
lauds zählt. Bonifatius, der Apostel der Deutschen, dessen Lieblingsort
Fulda war, liegt hier begraben. Einer seiner Schüler hat das dortige Kloster
gegründet. In der zweitgrößten Niederung Hessens liegt Kassel (153), die
größte gewerb- und handelsreiche Stadt in Hessen. Der Abhang des Ha-
bichtswaldes wurde durch die prachtliebenden hessischen Kurfürsten £u der
Wilhelmshöhe, einer der schönsten Parkanlagen Deutschlands, umge-
schaffen. Das Schloß gleichen Namens ist als einstige Residenz Jerömes
und als Aufenthalt des gefangenen Napoleon III. mit der deutschen Geschichte
eng verknüpft. Bei Münden wird die Fulda von der Werra aufgenommen,
und der durch die Vereinigung entstandene Fluß führt den Namen W efer.
Zeichnung: Das Fulda- und Kinzigtal. Die Eisenbahn Minden—
Frankfurt mit den daranliegenden Städten wird eingetragen.
§ 102. d) Das Weserbergland. Es ist das Bergland zu beiden
Seiten der Weser von Münden bis Minden. Die höchsten Erhebungen
erreichen kaum 500 m. Auf der rechten Seite liegt das fchöne Waldgebiet
des Solling, dessen Buntsandsteinplatten als Material für Dächer, Fliesen
und Grabsteine seit Jahrhunderten verschickt werden, und der Deister,
dessen Steinkohlen für die Industrie der Stadt Hannover wichtig sind.
§ 103. Das Wesertal von Münden bis Minden mit seinen wech-
selnden Formen ist eins der reizvollsten deutschen Flußtäler. Am Flusse
liegen Holzmiudeu, Höxter und das ehrwürdige Korvey, unter den
Karolingern und Sachsen die größte deutsche Missionsanstalt. Hameln
liegt in einer Talmulde. Weiter nördlich durchbricht der Fluß die Weser-
kette und bildet die bekannte Westfälische Pforte (Porta Westfalica =
Eingang von Westfalen her), eine niedrige, breite Pforte zwischen Weser-
gebirge und Teutoburger Wald. Wittekinds- und Jakobsberg sind die
sagenumwobenen Pfeiler des Tores. Die alte Heerstraße verlief links am
Fluß, und hier entstand durch Karl den Großen Minden, früher Festung
und jetzt Hauptstadt des Regierungsbezirks. Hier kreuzt der im Bau be-
grissene Mittellandkanal die Weser. (Schleusentreppen.)