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einigen Gegenden noch nnvermischte Reste der Wenden erhalten, so namentlich in der
Ober- und der Niederlausitz. In der Oberlausitz wohnen sie besonders in der Gegend
von Bautzen. Es gibt ihrer dort noch ungefähr 50000. „Wie ihre Vorfahren sind sie
durchweg Ackerbauer, sie wohnen sämtlich in kleinen Dörfern, und so einfach wie die
Wohnung ist auch ihre Lebensweise. Außer ihrer Sprache, die auch in Kirche und Schule
neben dem Deutschen noch angewendet wird, haben sie noch manches von der Väter Sitte
und Brauch erhalten, so die eigentümliche Tracht, manchen Gebrauch bei Kindtaufen,
Hochzeiten und andern Festlichkeiten. Die meisten Wenden sind evangelische Christen.
Man rühmt an ihnen Arbeitsamkeit und Ehrlichkeit, weshalb die kräftigen Gestalten der
Wenden uud Wendinnnen als Dienstboten sehr geschätzt sind. — Diese wendische „Sprach¬
insel" konnte sich bis auf den heutigen Tag erhalten, weil die Lausitz früher zu dem
slawischen Böhmerlande gehörte, weil die sächsischen Fürsten keinen Druck ausübten und
die Ackerbauer überhaupt sehr zäh am Althergebrachten festhalten. Aber trotz dieser
Zähigkeit nimmt ihre Zahl mehr und mehr ab, und in nicht allzuferner Zeit wird wahr-
scheinlich auch in diesem Teile unsers Vaterlandes nur die deutsche Zunge klingen."
(Metzner.)
}). Das Jsergebirge.
Zwischen Görlitzer Neiße und Queis erhebt sich zu bedeutender Höhe das
Jsergebirge. Es besteht aus vier fast gleichlaufenden Rücken, die von N.-W.
nach S.-O. streichen. Der Hauptzug, der „Hohe Jserkamm", hat eine mittlere
Höhe von 1000 m und steigt in der Tafelfichte bis 1120 in empor.
Zwischen den beiden Mittelkämmen entspringt die zur Elbe geheude Jser.
Das Gebirge besteht aus Gneis und Glimmerschiefer und ist fast ganz mit
Fichtenwald bedeckt, der' hier und da von großen Moorstrecken unterbrochen wird.
Es hat überhaupt einen düstern, unfreundlichen Charakter, ist wenig zugänglich
und, da auch Bodenschätze fehlen, sehr schwach bevölkert. Fast nur an seinen
untersten äußeren Abhängen finden sich menschliche Ausiedlungen.
c. Das Riesengebirge.
Charakter im allgemeinen. Das Riesengebirge, die höchste Erhebung des
ganzen Sudetenzuges, hängt unmittelbar mit dem Hohen Jserkamm zusammen.
Als Grenze gilt der Paß von Jakobsthal (880 in), über den eine Land-
straße und neuerdings auch eine kühn gebaute Gebirgsbahn von Hirschberg aus
nach Böhmen führt. Das Gebirge besteht aus zwei gleichlaufenden Kämmen,
dem n. preußischen und dem s. böhmischen Kamm, die an beiden Enden mit-
einander verwachsen sind. Dazwischen liegt ein schmales, tiefes Längental. Hier
entspringt die Elbe und sammelt in zwei Quellflüssen die zahlreichen Bäche,
die von allen Seiten, oft in hohen Wasserfällen, von den Bergen herabstürzen.
Ursprünglich bildete der Talkessel einen großen Gebirgssee. Jetzt führt die Elbe
in einem engen Durchbruchstale ihre Gewässer durch den Kamm, der so in zwei
Teile zerschnitten wird.
Unser Bild (Fig. 24) läßt uns einen Blick in die großartige Natur des Gebirges
tun. Der hohe Rücken im Hintergrunde rechts ist der sehr steil abstürzende w. Teil